Als meine Mutter und ich am 23.12. abends von Mendoza zurückkamen nach Buenos Aires und Martín uns in Palermo vom Flughafen abholte, waren wir voller Eindrücke der gesamten letzten 5 Wochen, erfüllt und dankbar. Aber auch müde, erschöpft von all den Reisen, die mit so vielen Corona-Formularien wirklich aufwendig waren und auch einfach erledigt von der Hitze gepaart mit extrem hoher Luftfeuchtigkeit. Meine Mutter gab zu, dass eine Woche ohne Programm jetzt genau richtig wäre. Das fühlte ich auch. Aber nun war ja erstmal Weihnachten.
Das war so skurril und so weit weg, aber den 24. ausfallen zu lassen, das wollte ich auch nicht. Wir waren bei Martíns Nichte eingeladen, jeder musste etwas mitbringen, was dazu führte, dass ich den 24. erst im Supermarkt und dann in der Küche verbrachte, bis es 16h war und ich eine Pool-Pause einlegte. Heiligabend um 16h im Pool zu sein, ist so was von seltsam und nicht meins. Es ging mir den gesamten Tag über nicht gut, ich guckte schon morgens ständig auf die Uhr und überlegte, was alle in Hamburg und Berlin jetzt gerade taten. Und ich vermisste es schrecklich und musste doch einige Tränen verdrücken. Um 16h war es 20h in Hamburg und langsam neigte sich Heiligabend dem Ende zu in Deutschland, so dass ich innerlich zur Ruhe kam. Für uns in Buenos Aires war es am Ende ein netter Sommerabend, wie meine Mutter es so schön ausdrückte, aber mit Weihnachtsfeeling hatte es nichts zu tun. Mariza, Martíns Nichte hatte den Plastikbaum auf der Terrasse nett geschmückt, ich hatte noch Kekse besorgt für ein wenig Weihnachtsdeko auf dem Tisch und ansonsten gab es ein kaltes Buffet, es wurde etwas geschnackt, etwas getrunken und auf Mitternacht gewartet. Um 24h wurde angestossen, in der Nachbargegend gab es ein wenig Feuerwerk (bei Mariza nicht, weil dort auf die Hunde und ein krankes Kind Rücksicht genommen wird) und einige wenige Geschenke wurden untereinander ausgetauscht.


















Im Anschluss fuhren wir raus zu unserem Haus nach Luján und faulenzten den gesamten 25.12. im Pool und damit war Weihnachten hier auch rum. Der zweite Weihnachtstag existiert hier nicht und meine ursprüngliche Planung, Zuhause Raclette zu essen und dann stimmungsvoll Geschenke zu verteilen, hatte ich aufgrund der Hitze und nicht-weihnachtlichen Stimmung schon über den Haufen geworfen. Wir blieben spontan einen Tag länger in Luján und am Ende war jetzt halt einfach Sommer und nicht Weihnachten.
Zurück in Buenos Aires am 26. abends, ging jede(r) so dem nach, wozu er und sie gerade Lust hatte und plötzlich überkam mich eine riesige Lust, spontan doch wirklich richtiges Weihnachten zu feiern. Ich hatte vor einigen Wochen eine kleine Glocke in einem Antiquitätengeschäft mit meiner Mutter zusammen gekauft mit dem Gedanken, diese zur Einleitung der Bescherung einzusetzen, so wie ich es aus meiner Kindheit kannte. Ich kramte das Glöckchen hervor, deckte den Tisch, machte die Klimaanlage an, damit die Kerzen einen Moment durchhielten und holte die Geschenke hervor, die wir ja noch nicht einmal untereinander ausgetauscht hatten – denn bei Mariza gab es ein Geschenk für jeden, damit es nicht überhand nimmt. Und da war sie plötzlich doch: Meine Weihnachtsstimmung. So schön war das. Meine Mutter kam rüber, wir bereiteten quasi argentischisches Raclette ohne Raclette-Gerät, dafür aber mit Provoletera, um den typischen Provoleta-Käse im Ofen zu schmelzen, vor und als alles vorbereitet war, lies ich das Glöckchen erklingen. Maxis Augen strahlten wie bei einem Vierjährigen und selbst Martín war ganz gerührt. Wir stießen an, schmissen uns in die Geschenkeschlacht, lachten, aßen lecker und spielten noch eine Rund UNO. Sehr spontan war das alles und einfach wirklich wirklich schön. So hatte es nun eben doch noch „richtiges“ Weihnachten für mich gegeben.




Am nächsten Morgen schlief ich aus und genoss ein wenig Me-Time. Und erinnerte mich daran, dass meine Mutter mir noch eine Tüte gegeben hatte mit ein paar Geschenken von meinen Mädels Zuhause, die sie ihr mitgegeben hatten. Man, war das schön!! Da so mit einem Kaffee im Bett zu sitzen und ganz in Ruhe Geschenke auszupacken, Karten und Briefe zu lesen und meine Freundinnen, die ich so sehr vermisse, so nah zu fühlen. DANKE, dass Ihr daran gedacht habt, das war ein solch wundervoller Weihnachtsmoment für mich. Ihr seid die Besten! Alle, auch die, ohne Geschenke!!