Es gibt viele Dinge, an die ich mich inzwischen einfach total gewöhnt habe. Fiebermessen beim Betreten des Supermarktes, überall Abstandhalten-Schilder und -Signale, Masken und Leere draußen auf den Straßen, Läden und Geschäfte mit Aufklebern in den Fenstern. Die einen wenigen mit „yay – endlich öffnen wir wieder“ und leider, aber nachvollziehbarerweise auch viiiiiele mit „wir schließen für immer“ oder „Ladengeschäft zu vermieten“. Und die, die geöffnet sind, haben überall Schilder und Zettel in den Schaufenstern, die darauf hinweisen, dass nur 1 Person pro Haushalt das Geschäft betreten darf und/ oder eben nur x Personen gleichzeitig im Laden sein dürfen und natürlich immer abhängig von der Endnummer des Personalausweises. Es ist nun aktuell einfach mal das so viel umschriebene „new normal“. Lerne zu erkennen, was Du ändern kannst und was nicht und akzeptiere, was Du nicht ändern kannst. Oder so ähnlich. Aber Ihr versteht ja, was ich meine.
Aber bei all dem „new normal“ bin ich in so eine träge Routine verfallen. Und befand mich plötzlich in einem Status der Trägheit ohne viel Antrieb und Lust auf Neues. Vielleicht kommt das einfach nach so viel Zeit ohne wirklich vieler Optionen, aber es hat mich plötzlich genervt. Ich brauchte Veränderung.
Und was machen Frauen, wenn sie Veränderung brauchen? Sie gehen zum Friseur. Hab ich mal gehört, trifft auf mich nicht zu, aber trotzdem. Ich rief also „meine Friseurin“ an, „meine“, weil ich ihre Handynummer habe, was allerdings ganz normal ist hier, weil ja wirklich ALLES über WhatsApp läuft. Auch Friseurtermine. Man ruft nicht im Salon an, man hinterlässt eine Sprachnachricht (Texte gibt es hier kaum, auch Büro-technische Themen laufen alle über WhatsApp Sprachnachrichten!) bei der Friseurin (in meinem Fall eine -in) direkt. Ich hinterlasse Karen also eine Sprachnachricht – der Friseursalon sei nach wie vor geschlossen, aber sie mache Home Besuche. Yes. Bitte komm vorbei. Zwei Wochen musste ich auf einen Home-Termin warten, aber dann kam sie. Und wenn man von dem seltsamen Gefühl absieht, dass jemand einem mit Maske versehen über die eigene Badewanne gebeugt die Haare wäscht, dann bin ich am Ende einfach nur froh über frische Strähnchen und dass meine kaputten Spitzen wieder abgeschnitten sind. Es waren mir viel zu wenige Strähnchen und Maxi meinte nur: „und was ist jetzt anders?“, aber der erste Schritt war getan.
Aber das reichte nicht. Ich brauchte mehr Veränderung, also habe ich mir einen Schreibtisch gekauft. Im Baumarkt, denn alle anderen Möbelläden haben nach wie vor nicht geöffnet. Ein neuer Schreibtisch für mich vom Baumarkt – natürlich zum selber zusammenbauen. Ikea gibt es hier ja nicht, aber ich sag es mal so – Ikea könnte zumindest mit seinen Zusammenbau-Beschreibungen dagegen einpacken, denn das war wirklich top!
Und dann hab ich noch ein paar Korkreste gefunden und ein paar schöne Bilder aus Zeitschriften sowie Postkarten, persönliche Notes, gerade zugeschickt bekommene Hamburg-Fotos, etc. zu einer kleinen Collage zusammengestellt und fertig ist mein neuer Arbeitsplatz.
Zu wenige Strähnchen und ein Baumarkt-Schreibtisch klingen in einer normalen Welt nicht nach wirklichen Veränderungen – aber mich machen sie gerade ziemlich happy.