Freie Übersetzung

Noch ein Punkt war auf der Reise mit meiner Mutter offen geblieben, was ich unbedingt machen wollte und Moni, der kleinen Aktiv-Maus ja sowieso in die Karten spielte: Nach El Chaltén zu fahren, um dort zu wandern. Wir fuhren also in El Calafate los und fuhren und fuhren und fuhren. Durch Patagonien, die Ruta 40 entlang, die Route 66 von Südamerika, bis wir in die Ruta 41 abbogen irgendwann. Und da ist einfach auch mal kilometerweise NICHTS. Bis auf hier und da Wanakos (sehen aus wie Lamas) und Maras (die ich bisher nur aus Australien und Hagenbecks Tierpark kannte) – Wanakos auch gerne mal nur noch als Skelett über einem Zaun hängend, was in einer solchen Fülle alle paar Kilometer der Fall war, dass ich fast schon zum Kadaver-Touristen wurde, weil ich von diesem reinen Skelett ohne ein Stück Tier mal ein Foto schießen wollte, auch wenn es mir jetzt doch sehr fies vorkommt.

El Chaltén nennt sich selbst „die Hauptstadt des Trekkings“ und mehr kann man dort auch einfach nicht tun. Es ist ein winzig kleiner Ort, der gerne wachsen möchte, aber beschränkt durch Berge und Fluss keine Ausdehnungsmöglichkeit mehr hat. Die „klassische“ Wanderung beträgt ca. 8 Stunden und geht zum Berg Fitz Roy. Das traute ich mir nach den Tagen so halb im Bett nicht zu und wir hätten auch nicht die Zeit gehabt – alles geht ja nunmal nicht. Ursprünglich waren in der Exkursion drei kleinere Spaziergänge à 15-20 Minuten eingeplant, das war weitaus zu wenig für uns. Wir hatten aber eine tolle Guide-Frau, die uns anbot, unser Mittagessen in eine Lunch Box umzuwandeln und uns zeigte, wo wir eine 3-4h Stunden Tour machen könnten. Yay, perfekt. Und so wanderten wir zur „Laguna de Capri“, vorbei am Aussichtspunkt des Fitz Roy, der sich aber leider im Nebel versteckte. Moni redete sich auf dem Rückweg, als die Sonne wieder rauskam, ein paar Mal ein, dass doch eventuell dieser und jener Berg der Fitz Roy sein könnte und ich konnte mit meinem Orientierungssinn wenig dazu beitragen, aber wir waren schon zu oft um die „Ecke“ der Berge gebogen, so dass uns der Blick verwehrt blieb. Überhaupt konnten wir nach der Wanderung nachvollziehen, warum die Menschen hier sagen, dass man oft alle vier Jahreszeiten an einem Tag durchlebt. Von Regen, Wind, Kälte zu Sonne und Frühlingstemperaturen hatten wir alles in den paar Stunden dabei. Toll war das! Ein erfüllender Tag, wie die anderen auch. 

Während der Wanderung, v.a. während der Regenmomente stimmten wir, naja, meist ich (hier freuen sich vor allem immer meine Schwägerin und mein Bruder drüber), immer wieder das ein oder andere Liedchen an und ich würde mal sagen, es war musikalisch eine hohe Flexibilität im Spiel. So wie ich in den Tagen zuvor bei jedem Mal, wenn Moni rief „oh da ist ein Eisberg“ (und ich fast immer Eisbär verstand) lauthals anstimmte „hey, wir wolln die Eisbärn sehn…“, so war heute von „das Wandern ist des Müllers Lust“ über „ein Freund, ein guter Freund, das ist das Schönste, was es gibt auf der Welt“ bis hin zu „I´m singing in the rain“ alles vertreten. Ja, wir hatten Spaß und nicht nur beim Singen… Moni schlägt sich wirklich gut hier mit dem Argentinischen Spanisch, versteht viel mehr, als sie zugibt und spricht täglich mehr und in ganzen Sätzen (ja, auch im spanischen). Moni lachte und weinte und tat meist so, als wenn sie zu weit voraus sei, um mich zu hören, es sei denn, wir machten gerade kurz Pause und ich zog meine Wanderstöcke als Mikro zu Hilfe. Am meisten gelacht hab ich allerdings gegen Ende der Wanderung. Moni schlägt sich generell hier wirklich super gut mit dem Argentinischen Spanisch, versteht viel mehr, als sie zugibt und spricht täglich mehr und in ganzen Sätzen (ja, auch im spanischen) und kann kleine Texte und Schilder problemlos lesen. Bei einigen – auch englischen – Schildern hat sie allerdings eine sehr freie Übersetzungen parat, die das ein oder andere Mal zu akuten Lachanfällen führten. Das beste Beispiel war ein Schild am Ende der Wanderung mit der Aufschrift „climbing sector – keep it clean“ – Moni übersetzte frei und lauthals gemäß des Bildes: „Das heißt „kacken und pieschern verboten!““  Ach so – hahahahaha! Was für ein Schild!!!

Voller Eindrücke fuhren wir die drei Stunden wieder zurück nach El Calafate – um abends einmal in den Hotelpool zu hüpfen und dann wieder Gancia-Drink und Hoteldinner anzugehen. Am nächsten Tag hieß es ausschlafen, spätes Frühstück und Fotos sortieren – alles mit Zeit und Ruhe, denn wir wurden erst um 13h abgeholt, um zum Flughafen gebracht zu werden. Buenos Aires hieß unser Ziel und es liefen zum ersten Mal ein paar Tränchen, ob der Tatsache, dass es nun vorerst der letzte Flug nach Buenos Aires sein würde. 

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