Springende Baby-Wale

Es fühlt sich schon sehr stark nach Normalität an, dieses frühe Aufstehen, zum Flughafen fahren, wo welcher Schalter ist, wissen wir in- und auswendig, da sie am Flughafen in Palermo nach „Ziel liegt im Norden von Buenos Aires“ sowie „Ziel liegt im Süden von Buenos Aires“ aufgeteilt sind, einchecken, mit der Rolltreppe nach oben fahren, durch die Security (hier gibt es in der Tat Abweichungen: Mal Gürtel raus, mal Boots aus, mal Laptop raus, allerdings nie Flüssigkeiten raus), zum Le Pain Quotidien gehen, 2 Café Latte, ein Croissant, ein Mini-Magdalena und Joghurt mit Früchten bitte, ab zum Gate. So war es auch an diesem Tag, das Ziel hieß Trelew. Fragt sich jeder, wo zum Teufel das liegt, es ist ein kleiner Ort, zu dem man fliegt, wenn man nach Puerto Madryn im Nord-Osten von Patagonien möchte. Warum man dort hin möchte? In dieser Jahreszeit v.a. wegen der Wale auf der Halbinsel Peninsula Valdez und der Pinguine in Punta Tombo. Das waren auch unsere Reiseziele.

Nach einem kurzen Spaziergang am Strand mit Muschelnsammeln und ein ganz wenig Sylt-Feeling, legte ich mich erst einmal hin und stand bis zum Dinner auch nicht wieder auf, hatte ich doch sehr dürftig geschlafen in der Nacht zuvor. Moni erkundete die Gegend und genoss weitere Strandspaziergänge, bevor wir am nächsten Tag zu unserem Ausflug aufbrachen (früh natürlich, ist ja klar…).

Wir wurden auf ein Schiff geladen, welches noch an Land stand, auf einer Art Kran. Sehr seltsames Bild und auch Gefühl. Der Kran hatte Rollen und ohne Steg und nasse Füsse fuhr er das Boot ganz ruhig und ohne die Natur zu verletzen ins Wasser. Los ging es, Whale Watching here we come. Und wir haben wirklich Wale gesehen, sogar mehrere und Mutter und Kind, denn die Baby-Wale waren erst vor Kurzem auf die Welt gekommen. Auf der Suche nach DEM Schwanzflossenfoto knipsen wir wie Verrückt drauf los, wobei es klare Regeln auf dem Boot gab: Wal auf der rechten Seite bedeutet, alle rechts sitzen und links steht, so dass alle was sehen können – und umgekehrt. Das hat erstaunlich gut funktioniert und so hatten wir Abends eine Auswahl an x hundert Fotos, von denen wir alle „nur Wasser kein Wal“-Bilder erst einmal löschen mussten. Weiter ging die Fahrt über die Halbinsel zu Stränden, an denn die SeeElefanten abhingen, die Babies (sie werden schwarz geboren die kleinen Dinger) teilweise schon von der Mutter verlassen, aber noch nicht bereits, ins Meer zu gehen, lagen da einfach so rum (dies tun sie bis zu zwei Monaten) und „Antje“ war auch vertreten. Nach einem kurzen weiteren Abstecher trafen wir auch noch auf ein paar Pinguine und überhaupt hatten wir einen tollen Guide und Fahrer, der ständig bei jedem Tier anhielt, so dass wir Fotos machen konnten. Das war schon wirklich sehr besonders und die Tier- und Naturwelt hier ist einfach traumhaft schön.

Für den nächsten Tag hatten wir Punta Tombo geplant, ein Ort, wo sich zu dieser Jahreszeit eine Pinguinkolonie aufhält. Am Abend vorher trafen wir einen chilenischen Motorradreisenden wieder, der uns bereits am Tag zuvor von den vielen Walen am Strand berichtete. Wir fragten nochmal nach, wo das sei, auch wenn wir eigentlich keine Zeit mehr hatten zur freien Vorplanung. Zum Glück sprachen wir nochmal über das Thema Pinguine und stellen dabei fest, dass wir beide nicht so mega scharf drauf sind, weil wir einfach auf anderen Reisen (Moni in Südafrika und in Namibia und ich in Chile und Südafrika) schon durch solche Pinguinkolonien spaziert sind. Scharf waren wir aber auf die Idee, an diesen Strand zu fahren, wo – total untypisch für diese Zeit – angeblich noch so viele Wale sein sollten. Kurzer Anruf um 20h am Abend vorher beim Reiseveranstalter, der oberfreundlich war, alles in Bewegung gesetzt hat, Punta Tombo für den nächsten Tag kurzerhand kostenlos stornierte und uns einen Fahrer besorgte, der uns zu dem Wal-Strand fahren würde. Yay. Das hieß in erster Linie für den nächsten Vormittag: Ausschlafen und in Ruhe frühstücken gehen. Urlaub – juhu! Um 15h, weil dann Flut war, wurden wir abgeholt und unsere Erwartungen von der Fahrerin sehr heruntergeschraubt. Wir sollten bitte nicht enttäuscht sein, wenn wir nur wenige Wale von weitem sehen könnten, aber um diese Zeit ist es wirklich nicht mehr typisch, dass da noch welche so dicht am Strand rumschwimmen. So dicht können sie sein, weil es vom Strand sehr schnell sehr tief ins Meer geht. Wir kamen an und die nächsten 2 Stunden konnten wir nicht glauben, was wir sahen. Unmengen an Walen, Mütter- mit Baby-Walen, die nicht nur bewegungsfreudig vor unserer Nase auf- und abtauchten, sondern irgendwann anfingen, zu springen. Kneif mich, so etwas wunderschönes. Springende Baby-Wale, ernsthaft? Es war einfach unbeschreiblich und wenn wir nicht zurückgefahren worden wären, würden wir da trotz der Kälte und des Windes noch heute stehen.

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