Bootstour gecancelt – nicht schade! 

Der Wecker klingelte um 5.30h – frühfrühvielzufrüh. Nein, ich gewöhne mich nicht daran. Und ja, ich weiß, dass es für viele Menschen da draußen eine ganz gewöhnliche Aufstehzeit ist, aber ich bin anders, als die anderen Kinder. Ich schlafe am liebsten 10 Stunden und wenn das nicht geht, dann zumindest acht. Darunter bin ich mürrisch und schlechtlaunig und brauche wirklich lange, um in den Tag zu starten, aber es nützt ja nichts, der Flieger ging um 7.35h. Martín brachte uns, wir kamen später, als geplant los, waren um 6.40h erst am Flughafen, der mit Menschenmassen überfüllt war und in Moni stieg die Nervosität, ob wir das alles schaffen würden. Ich war irgendwie ganz ruhig, weil ich hier gelernt habe, dass irgendwie immer alles klappt. Und so war es dann auch. Wir waren gefühlt an Position 150 und 151 in der langen Schlange, als plötzlich ein Airline-Mitarbeiter fragte, wer denn auf dem 7.35h Flug nach Iguazù war. Hallo, hier, wir! Gut, dann bitte mitkommen. Fast lane here we come. Zack, eingecheckt, Gepäck abgegeben, von 150 auf Platz 3 in 30 Sekunden. Security war auch smooth und wir hatten entspannt Zeit, noch einen Kaffee zu kaufen und waren sogar mit die ersten im Flieger. Es gibt ja wenige Dinge, die in Argentinien besser laufen, als in Deutschland – aber Fliegen aktuell ist deutlich entspannter. Und das Gepäck kommt auch immer an. 

Wir landeten also in Iguazù, wollten wir ja zu den Wasserfällen, einem der sieben Natur-Weltwunder, und schon standen wir vor der ersten Entscheidung, die wichtiger werden sollte, als wir zu dem Zeitpunkt erahnten. Die Wettervorhersage für den brasilianischen Teil der Wasserfälle war gelinde gesagt katastrophal: Gewitter, heftige Regenfälle und zwar durchgehend. Unser Ausflug dorthin war für unseren Ankunftstag geplant, wir hatten ihn aber auf den Abreisetag verschoben. Als wir feststellen, dass die Vorhersage tagelang nicht besser wurde und für An- und Abreisetag identisch war, beschlossen wir kurzfristig nach Landung, doch an dem Tag rüberzufahren. Und wir hatten Glück. Es war zwar grau, kühl und diesig, aber es schüttete nicht. Yay! Und wir konnten den gesamten Weg ablaufen, alles sehen, vor allem der Blick auf die argentinischen Fälle ist beeindruckend von da drüben. Anstrengend und sehr speziell war unser Guide, der immer 10 Minuten auf spanisch erklärte und dann die Kurzfassung 3 Minuten auf englisch und dabei 2/3 wegließ. Am nächsten Tag sollte er noch spezieller werden…

Abends liefen wir ein bisschen durch den kleinen und sehr touristischen Ort, der auch nur bei Nacht „schön“ wirkt durch all die Lichter, probierten Spezialitäten aus der Region Missiones, in der Iguazù liegt und fielen nach einem leckeren Abendessen innerhalb von 30 Sekunden in tiefsten Schlaf. 

Um 7.40h wurden wir am nächsten Morgen abgeholt… ich habe schon ein leichtes 7.40h-Trauma. Die argentinischen Fälle standen auf dem Programm, der „obere Rundweg“ im Park, der „untere Rundweg“, der kleine Zug, der einen zur „Teufelsschlucht“ führen sollte, sowie diverse kleinere Wege zu Aussichtspunkten. Im Anschluss hatten wir die „Great Adventure Tour“ gebucht, mit Schlauchbooten zwei Stunden unten an den Wasserfällen entlang und zum krönenden Abschluss eine Dusche unter den Fällen hindurch. Als wir das buchten, stelle ich mir mehr eine ruhige Bootstour, wie ich sie an den Niagarafällen mitgemacht hatte, vor. Die Schlauchboote machten mir … sagen wir Unwohlsein. Und so kam es, dass ich die Hälfte der Tour mit mir selber diskutierte, ob ich die Bootstour mitmachen oder doch spontan absagen sollte. Wasser ist einfach nicht mein Element, ich mag keine schnellen Boote und schon gar nicht dieses Geräusch (und Gefühl), wenn das Boot so auf die tosenden Wellen „knallt“. Außerdem wird mir in fast jedem Boot schlecht. Gedankenchaos in Klein-Tina, das zwischen „bringe Leben ins Leben und hab nicht so viele Ängste“ und „wenn Du Dich jetzt schon so schlecht mit dem Gedanken fühlst, dann lass es doch einfach, Du musst ja niemandem etwas beweisen“ kreiste. Ein Traum.

Unser Guide war extrem viel am Telefon und irgendwie hektisch, kommunizierte aber nicht, warum. Nach und nach stellte sich heraus, dass der Park mehr Wasser als sonst beinhaltete, die Fälle stündlich immer stärker wurden und weil ich hier und da Gespräche zwischen den Guides auf den Wegen aufschnappte, wurde uns klar, dass einige Wege schon gesperrt waren wegen zu viel Wassers. Der Zug fuhr an dem Tag gar nicht mehr, die Teufelsschlucht war komplett für Besucher gesperrt und wie wir hinterher erfuhren, waren wir einige der letzten Gruppen, die den oberen Rundweg begehen konnten. Der untere Rundweg wurde schon nach und nach gesperrt und am nächsten Tag lasen wir in den Nachrichten, dass der gesamte Nationalpark bis auf weiteres geschlossen wurde, weil das 10fache an Wassermassen die Fälle hinunterstürzt, als normal – aufgrund extremer Regenfälle in Brasilien. Es lebe die Bolsonaro-Abholzungspolitik, hier sehen wir die Konsequenzen. Wir waren auf jeden Fall sehr happy, dass wir uns für den brasilianischen Ausflug am Ankunftstag entschieden hatten, denn auch dort war nun alles geschlossen. Und überhaupt, dass wir doch noch so viel sehen konnten. Oh wow. Dass der Nationalpark geschlossen werden musste, passierte nur einmal bisher, vor acht Jahren. 

Auf diesen Fotos sieht man die eigentlichen Wege, die bereits als wir da waren, überschwemmt waren:

Noch zu unserem Guide. Der war echt der Hammer. Unsere Gruppe bestand aus knapp 30 Personen, also relativ übersichtlich. Und alles erwachsene Menschen, die diese Reise gebucht hatten und alle ein Interesse daran hatten, den Park auch irgendwann wieder zu verlassen. Dass das nicht der Fall sein könnte, war scheinbar die große Angst unseres Guides, denn er hakte unübertrieben an jeder dritten Kurve die Namensliste ab, was ein wenig zu einem running gag wurde, wann immer man jemanden aus der Gruppe sah. Zudem feierte er sich jedesmal für seine super Organisation ab… ohne Worte der Typ.

Durch die ausgefallene Bootstour hatten wir den Nachmittag „frei“ und gingen zum nur 300m von unserem Hotel entfernten Dreiländereck – hier treffen die Grenzen von Paraguay, Brasilien und Argentinien aufeinander. Wir waren ja auf der argentinischen Seite, wo ein schöner Platz errichtet worden war und wir mit Blick auf die anderen beiden Länder später einen traumhaft schönen Sonnenuntergang mit Sundownder-Drink genießen konnten.

Am nächsten Tag hatten wir dann mal kein Programm. Herrlich. Ausschlafen, rumtrödeln, in Ruhe frühstücken gehen und ohne auf die Uhr gucken zu müssen, den Tag genießen. Das fühlte sich nach Urlaub an, und war mal richtig gut und notwendig nach unserem vollen Programm bisher. Die Sonne kam auch raus, es wurde mega heiß, schwül und wir saßen gemütlich beim Kaffee im Schatten, bis wir abends zurück nach Buenos Aires flogen, wo Martín mit selbstgemachter „Tarta“, eine Art Quiche mit Schinken, Käse, Ei und Tomaten auf uns wartete. Unaufgeregtes Abendessen zu Hause, wie entspannt. 

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