Mein Wunsch war und ist es, Argentinien mehr zu bereisen, um dieses wundervolle und so vielfältige Land besser kennenzulernen. Der Norden war ein mögliches Ziel, Salta, Purmamarca in der Provinz Jujuy. Oder Bariloche und Villa La Angostura, eine Gegend, von der alle so schwärmen. Ich kenne beides auf der chilenischen Seite, aber von Argentinien kenne ich noch viel zu wenig. Wir entschieden uns dafür, mit Bariloche zu starten und Salta auf die „To Travel“ Liste zu setzen. Ich fragte mehrfach in die Runde (wir nahmen auch Martíns Adoptivtochter (19) mit), ob jemand Wünsche, Ideen oder No Go´s hätte – nein, alles wäre fein (und sie dachten sich wohl „solange Du es nur planst und wir nichts tun müssen“). Gesagt, getan, geplant, gebucht. Los ging’s. Bariloche, Du Schweiz Südamerikas, wie Du genannt wirst, hier wir kommen – ab ging es in den Schnee.



Wir hatten ein wirklich schönes Hotel mit traumhaftem Blick direkt auf den See Nahuel Huapi, an dem der Ort und auch das Hotel liegen.





Nach kurzer Stippvisite des sehr touristischen Ortes, der Feststellung meinerseits, dass eben doch schon bald Frühling ist und kein Schnee mehr im Ort liegt (hrmpf) und der Überlegung, dass es schon zu spät wäre, um noch wirklich in große Action zu verfallen, entschieden wir uns, zunächst den aufkommenden Hunger zu stillen. Von McDo bis zu „ich guck mal, was TripAdvisor empfiehlt“ gingen die Meinungen auseinander und der Kompromiss wurde ein sehr gelobter Choripan-Laden, der für sein Chimichurri berühmt war. Zur Erklärung: Chori ist die liebevolle Abkürzung für Chorizo, die anders als in Spanien keine mit Paprika gewürzte (wie ich finde leckere) Wurst sondern eine, wie soll ich sagen, oft nicht allzu geschmacksintensive, dafür aber mit Fettstückchen gefüllte Wurst ist, die wie ein Nationalgericht verehrt wird. Pan ist Brot. Am Ende ist es eine grobe Wurst in Brot. Chimichurri ist eine sehr typische Kräutermarinade, die überall zu Fleisch und Wurst dazu gereicht wird. Für die einen ist es einfach too much, für die anderen eine Delikatesse – in diesem Laden gab es 25 Varianten.












Am nächsten Tag starteten wir mit dem wohl klassischsten Ausflug in Bariloche: Dem Circuito Chico – der „kleinen Runde“ von 60km in die direkte Umgebung. Und ich kam aus dem Stauen nicht mehr heraus. Diese Landschaft. Diese Spiegelungen, diese Farben, die Gletscher, Seen und die Weite. Mein Herz wurde ganz weit und ich war so glücklich, dieses wunderschöne Fleckchen Erde endlich kennenzulernen.





























Überall, wo wir mit unserem Ausflugs-Bus hielten, standen natürlich kleine Händler mit Ihrem Angebot an Schlüsselanhängern und einer Auswahl an Selbstgemachtem. Direkt an der Straße standen parkende Autos, aus deren Fenstern heraus Sandwiches, Chipa (brotartiges Gebäck mit Käse, welches sehr typisch im Norden Argentiniens sowie in Bolivien und Kolumbien ist), Churros (das Schmalzgebäck aller spanisch sprachigen Länder) und co verkauft wurden – das hab ich so auch noch nirgendwo gesehen.


Kalt war es, so kalt, dass ich eine weitere Mütze kaufen musste, weil ein Gruppenmitglied (keine Namen ;)) keine Mütze mit hatte, weil es ja so kalt nun auch nicht werden würde (und die Selfies dann auch nicht mehr so gut aussehen). Eine blau-weiße Touri-Argentinien-Mütze wurde es, was soll’s. Sie sollte mir besten Dienst erweisen, denn am Nachmittag sollte es für uns ab auf den Berg endlich in den Schnee gehen. Schlittenfahren auf Plastikschüsseln war der Plan, sie nennen es hier „culipatin“ – culi für Po (cola) und patin für schlittern. Doch wir mussten uns vorab schneetaugliche Klamotten leihen. Los ging es in Richtung Berg A, wo man alles leihen können sollte und man gut culipatin fahren könne. Nach 2/3 der Fahrt fragte der Taxifahrer, was wir denn vorhätten, ob wir jetzt am Nachmittag noch zum Skifahren wollten – nein culipatin wollen wir uns es stellte sich heraus, dass es eine Fehlinfo war, denn auf Berg A gab es kein culipatin. Wir drehten um, er fuhr uns zum „Laden seines Vertrauens“ (hallo pay-back), um Klamotten zu leihen und zur Seilbahn, um auf den klassischen culipatin-Berg zu kommen. Dort angekommen, wollen sie Dir ALLES andrehen – Handschuhe, Schneebrille, Helme, … Handschuhe machten Sinn, da man mit den Händen lenkt und wir nur Stoffhandschuhe hatten. Helme? Diskussion. Haare, Kosten, alles wurde in den Ring geworfen. Ich hab mich bequatschen lassen, sie erklärte mir, es würde wirklich rasend schnell den Berg runter gehen. Ich war die einzige, die es noch nie gemacht hatte und ohne Vorstellung lieh ich mir den Helm – völlig übertrieben im Nachhinein, aber egal. Und dann ging es mit dem Lift hoch und jede der 6 (?) Pisten runter. Ein herrlicher Spaß. Und ja, es war wirklich steil und schnell und kurvig und man „stürzte“ ständig und landete im Schnee. Allen wurde super warm und fix und fertig setzte ich mich auf die Hütte, genoss ein Patagonia-Bier in Patagonien und hatte kurz ein wenig Aprés-Ski-Feeling mit der coolen Musik und den Pommes in der Sonne.












Für den nächsten Tag hatte ich eine Bootstour zu einer Insel gebucht. Aber nun hier vor Ort hatte doch plötzlich jede(r) eine Meinung zum Thema Planung und der Wunsch, Ski und Snowboard zu fahren war riesig. Ich setzte alle Hebel in Bewegung, wir konnten die Exkursion auf die Insel kostenlos stornieren und obwohl auch ich (heimlich) inzwischen mehr Lust aufs Skifahren hatte, so war meine Stimmung doch kurz mal am Tiefpunkt ob dessen, dass ich vorab etwas plane und es dann doch alles wieder umgeschmissen werden muss. Immer schön flexibel blieben…ooommmmmmm. So liess ich die Familie mal kurz in Ruhe Billard spielen und gönnte mir ganz in Ruhe und nur für mich ein Glas Rosé-Prosecco mit Me-Moment. Hilft ja manchmal beim ooommmmmm.


Wieder mal eine wunderbare Geschichte, lieben Dank dafür! Lg Conny
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Bin gespannt auf die noch folgenden Berichte. Auch ich liebe Argentinien. Wenn ich mal wiedergeboren werden sollte: dann bitte dort!
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