Champagner-Frühstück

Nach so vielen Eindrücken, waren sowohl meine Mutter, als auch ich etwas ruhebedürftig, aber die Ruhe sollte noch etwas auf sich warten lassen. Martíns Nichte, die seit 2 Jahren durch Europa reist, war mit ihrem Freund zusammen auf dem Weg nach Hause nach Uruguay und machte einige Tage Zwischenstop in Buenos Aires, um genau zu sein bei uns in Palermo. Wir taten also, was man hier so tut: Wir luden die gesamte Familie zum Welcome ein. Meine Mutter inmitten von 15 in Argentinien lebenden Uruguayern, die alle durcheinander quasselten, ein herrliches Bild. Großfamilie at its best: laut, wuselig, herzlich, schön.

Danach taten ein paar Tage Pause ohne Programm in unserem Haus in Luján „auf dem Land“ super gut. Es war traumhaft schönes Wetter, wir nutzen den Pool, ich verbrannte mich in der Sonne (und zwar so richtig fies… oh man, als wüßte ich es nicht besser) und nutze die Zeit, um mal entspannt ein paar Stunden am Stück zu arbeiten, was mich den Gedanken wieder loslassen ließ, dass etwas hinten runter fallen könnte. Ansonsten stand süßes Nichtstun auf dem Programm, lesen, ausschlafen, sein. Martín und Maxi kamen nach ihren Weihnachtsfeiern im Job und beim Handball übers Wochenende nach, wie spielten Tischtennis, grillten und brachten meiner Mutter Tisch-Kicker bei – sogar mit dem ersten Tor-Erfolg zur Überraschung aller, am meisten wohl ihrer selbst. Sehr gelacht haben wir und es war wirklich einfach schön. 

Und so irre das auch klingt, aber am 20.12. ging es noch einmal auf Tour für uns. 20.-23.12. Mendoza. Normalerweise bin ich in den Tagen mit BudgetAbschluss, KekseBacken, GeschenkeEinpacken, KleinerLordGucken, GlühweinTrinken, WeihnachtsmärchenBesuchen und GeschenkanhängerBasteln beschäftigt und bemühe mich vergeblich um Besinnlichkeit, inneres Zur-Ruhe-Kommen und wünsche mir, dass Weihnachtsstimmung in mir aufkommt. In diesem Jahr ist eben ALLES anders. Keine Besinnlichkeit, keine Weihnachtsstimmung, kein Glühwein und auch der Kleine Lord würde nicht passen, dafür aber Sommer, Reisen, Neues entdecken und Argentinien kennenlernen, also los. Mendoza wir kommen.

Um 5.15h holte ich meine Mutter ab nach zwei Stunden Schlaf, weil ich mehr damit beschäftigt war, nicht zu verschlafen, als zu schlafen. Wir kamen nach kurzem Flug bereits um 9.30h in unserem wunderschönen Hotel außerhalb von Mendoza-Stadt an, die Weinreben um uns herum und der Pool strahlten uns an und es gab dort eines in Massen: RUHE! Es war himmlisch. Eine traumhafte Natur, unfassbar freundliche, nette Menschen, die uns sehr herzlich empfingen und ganz viel Ruhe. Nicht nur, dass es wirklich ruhig war, sondern der gesamte Ort des Hotels strahlte Ruhe aus. Und wir waren die einzigen Gäste in dem Hotel mit 12 Zimmern an dem Tag. Es war perfekt. 

Wir hatten noch nicht einmal gefrühstückt, zack befanden wir uns schon auf der ersten Bodega-Tour, uns wurde der Wein-Prozess erklärt und wir hielten Verkostungs-Gläser in den Händen. Die Tour war kurzweilig und interessant und wir hatten das Glück, neben einer sehr netten Bodega-Erklärerin einen mega tollen Fahrer zu haben, der der beste Tour-Guide war. Er erzählte uns Geschichtliches und Interessantes über die Region, die Bewässerung der Ländereien in einem Ort mit 30 Regentagen im Jahr und gab uns Tipps, was sich an Aktivitäten lohnen würde und was nicht.

Als wir bei der CHANDON Bodega vorbei fuhren, erwähnte er, dass ein Besuch dort ein MUST DO sei, dass dort von Open Air Kino in den Weinreben bis hin zu sonstigen Events alles angeboten würde und der Garten einfach sehenswert sei. Er ermöglichte uns durch seine Connections einen spontanen Einlass ohne Termin und er hatte nicht zu viel versprochen. Toll war das. Wir konnten zwar so spontan an keiner Führung teilnehmen, aber das machte gar nichts, denn wir genossen es auch so und bekamen natürlich auch gleich ein Gläschen zur Verkostung. Sie fragte, was wir gerne kosten würden und ich musste wohl zugeben, dass ich alle Varianten kenne… ups. Naja, dann also gerne den Aperitivo mit Bitterorange, der passe doch jetzt gut zur Hitze. Es waren fast 40 Grad, die drei, ach nee, dann ja sogar vier, wenn auch kleinen Gläser Wein stiegen schnell zu Kopf und wir wussten nach dem Lunch im Hotel eine ausführliche Siesta am Nachmittag sehr zu schätzen, bevor die Hitze am Abend nachließ und wir nochmal in den Pool sprangen. 

Pool, leckeres Dinner, am 20.12. in leichter Sommer-Kleidung abends noch draußen zu sitzen, am nächsten Morgen ausschlafen können, entspanntes Frühstück auf der Terrasse serviert zu bekommen. All das führte zu einem Moment mit wirklichem Urlaubs-Gefühl. Der nächste Tag war sehr entspannt und wieder sehr weinlastig, aber das gehört ja in Mendoza auch dazu. Wir starteten in der Bodega CRUZAT auf deren wunderschönem Weingut, die nur „Espumantes“, also Prickeliges herstellen. 350.000 Flaschen im Jahr mit einem Team von 25 Leuten. Und alles noch nach traditionellem Prozess. Wow, das war mega interessant. Sie stellen drei Qualitäts-Kategorien her, die beste ist ein Millésimme und gleicht einem Dom Perignon, davon gab es in der Bodega aber erst drei Ernten in den letzten 15 Jahren und insgesamt pro Ernte nur 5.000 Flaschen. Sie kosten umgerechnet 25€ statt 250€ und schmecken: hmmmm! Aber sie machen kein Marketing, sind auf dem deutschen Markt kaum vertreten. Was hätte ich für Lust, das zu ändern. 

Ich lernte, dass „extra brut” doch noch ganz schön viel Zucker hat und „nature“ die zuckerärmste Variante sei, mir schmeckte der Rosé extra brut aber trotzdem besser – gleich nach dem Millésimme, an den ich mich leider auch gewöhnen könnte.

Voller Informationen im Kopf und Prickelbrause im Bauch wurden wir von unserem Fahrer (heute hatten wir einen jungen, netten, aber doch sehr wortkargen Herrn abgekommen) zu unserem nächsten Stopp: Lunch im Weingut Lagarde. Von außen sah es eher unspektakulär aus, aber hinter den Toren eröffnete sich eine Welt wie im Buche. Weinreben, wohin das Auge reicht und eine Schattenterrasse unter Linden, die der Lindenterrasse im Jacobs in Hamburg an der Elbchaussee glich. Beste Küche, ein drei Gänge Menü vom Feinsten, natürlich mit Weinbegleitung inkl. bestem Malbec und diese „Frankreich-Stimmung“. Und das in Argentinien. Was dieses Land alles zu bieten hat. Wohlig-seelig satt und angeschäkert, aber auch etwas maddelig von der Hitze und all dem Wein beschlossen wir, dass eine Siesta noch niemandem geschadet hat und wiederholten das Procedere vom Vortag: Siesta, Pool, Dinner auf der Terrasse. Das Leben könnte schlimmer sein. 

Mendoza, Du hast mich in Deinen Bann gezogen und nicht nur wegen des Weins. Ich komme wieder, ganz bestimmt. Und dann für etwas länger, um Dich noch mehr zu genießen. 

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