This is the end

Irgendwie ist das etwas, was man mal gemacht haben muss: Ans Ende der Welt zu fliegen. Da sind wir nun also gewesen. In Ushuaia, in Feuerland, am Ende der Welt. Es war sehr ruhig dort. Die Landschaften sind vergleichsweise ruhig, alles ist irgendwie ruhig. Das liegt sicher auch daran, dass der gesamte Antarktis-Tourismus, der von hier startet, noch nicht wieder aktiv ist seit Corona und somit nicht allzu viele Touristen im Ort sind. 

Wir hatten ein traumhaft schönes Hotel mit dem allerschönsten Blick auf den Beagle Kanal und die auf der chilenischen Seite gegenüber liegenden schneebedeckten Berge. Auch das strahlte extreme Ruhe aus. Wir genoßen mehrfache Abendessen und Frühstücke mit diesem Blick und insgesamt die Zeit hier sehr, ließen es uns gut gehen mit etwas Prickeligem vor dem Essen und Massagen zur Entspannung.

Der erste Tag, nachdem wir uns von dem Horror-Flug erholt hatten, ging es wieder früh hoch. Und ich merkte langsam, dass dieses frühe Aufstehen mir in den Knochen lag. Ich hatte im Sabbatical darüber mehrfach geschrieben, wie groß ich den Unterschied empfinde zwischen „Urlaub machen“ und „Reisen“ und dies war definitiv eine Reise und kein Erholungs-Urlaub. Aber das ist auch völlig ok so, denn wir erlebten und entdeckten hier so viel Schönes, dass man dafür auch früh aufstehen kann. 

Der erste Ausflug führte uns bei kalten 6 Grad in den Feuerland-Nationalpark. Wir bestiegen den Bus, der schon sehr gut gefüllt war und es gab keine zwei zusammenhängenden Plätze mehr. Mami nahm vorne Platz, ich ganz hinten, ist ja alles gar kein Problem, wenn auch etwas schade. Der Guide beginnt, spricht aber nur auf spanisch. Ich frage, ob es wohl die Möglichkeit gäbe, dass ich mit jemandem den Platz tausche, damit ich meiner Mutter alles übersetzen kann. Die Frau neben meiner Mutter macht keine Anstalten und der Guide schlägt vor, dass er alles auch auf englisch erklären kann. Prima, Problem gelöst. Trotzdem fand ich es mehr als merkwürdig, dass die Tante es nicht angeboten hat, den Platz trotzdem zu tauschen, aber gut. Wir tingeln mit dem Bus durch den Park, es ist alles schön grün, wir bewundern die typischen Patagonischen Gänse, Wildpferde und Vögel und lassen die Natur auf uns wirken. Im Vergleich zu den Gletschern ist das alles hier relativ unspektakulär, aber trotzdem irgendwie total schön. Das Ende der Welt eben, hier ist nicht mehr viel los. Bei einem 30minütigen Spaziergang geht’s vorbei an weiteren Vögeln, Früchten, Bäumen und wir haben die gesamte Zeit den Blick auf den Kanal mit den Bergen im Hintergrund. Friedlich ist wohl ein sehr zutreffendes Wort.

Einen kurzen Stop bauten wir beim südlichsten Postamt der Welt ein, wo man seinen echten Reisepass abstempeln lassen konnte und Kinderpässe mit dem Stempel kaufen konnte (meine Nichte und mein Neffe werden sich hoffentlich drüber freuen). Das ist natürlich mega touristisch alles, aber irgendwie auch wirklich cool.

Und dann sind wir da, wo ich immer mal hinwollte: Am Zug des Ende der Welts. Und wir fahren mit, juhu! Eine Stunden lang wird uns über Kopfhörer für jeden in seiner Landessprache die Geschichte von Ushuaia erzählt, wie es früher eine Gefangeneninsel war und sich daraus der heutige Ort entwickelt hat. Nach dem vortägigen aufregenden Flug tat dieses ruhige langsam durch die Gegend gefahren werden einfach nur gut. 

Kurz vor Ende unserer Fahrt stiegen wir ein letztes Mal in den Bus, als mich plötzlich der Mann der Frau, die neben Mami saß und der wiederum bei mir saß, fragte, ob ich immer noch Interesse daran hätte, den Platz zu tauschen. Ich sagte, dass es jetzt nicht mehr wichtig wäre und er dann so: Doch, für mich schon, denn ich habe das heiße Wasser und den Becher für den Mate-Tee, den ich nun gerne mit meiner Frau teilen würde. Ach nee. Daraufhin habe ich sehr laut und deutlich gesagt, wie typisch argentinisch ich das finde und, dass ich wirklich kurz dachte, er würde mir einen Gefallen tun wollen und dann doch enttäuscht wurde, weil er nur seinen eigenen Vorteil gesehen hat. Er war entsetzt und sprachlos. Am Ende kam seine Frau auf mich zu, es täte ihr sehr leid, dass sie es mir nicht doch früher angeboten hätte. Ach.

Im Anschluss an den Ausflug erschlossen meine Mutter und ich den Ort Ushuaia, was allerdings schnell erledigt war, da er primär aus Ausflugsangeboten, Restaurants und Mitbringsel-Läden besteht. Der Hafen ist deutlich schöner, der Blick von dort auf den Ort mit den bunten Häusern wirklich hübsch und es soll auch zwei tolle Museen geben, auf die wir aber keine Lust hatten. Lust auf Kaffee und Kuchen hatten wir dafür umso mehr und dank Tripadvisor sind wir auch das entzückende Café „Tante Sara“ gestoßen, wo wir uns nach bestem Kaffee und Cheesecake in die guten Bewertungen einreihten.

An unserem letzten Ausflugstag stand eine weitere Bootsfahrt auf dem Programm. Wieder hatte ich nicht so große Lust, weil ich das Gefühl hatte, hier nun alles gesehen zu haben und wieder einmal wurde ich positiv überrascht. Wir sahen wahnsinnig viele Komorane, die ich zunächst für Pinguine hielt sowie Seelöwen aus nächster Nähe und wurden Zeuge von etwas, das man wohl auf dem Ausflug nicht oft sieht: Wir trafen auf zwei Andenkondore, die nicht weit von uns entfernt auf einer Insel saßen und dann mit ihren 2m Flügelspanne davonflogen. Ich bin jetzt nicht der Vogelbeobachter per se, aber das war ein Ausflug, der selbst mich begeistert hat. 

Den letzten Abend ließen wir im Hotel mit unserem Lieblingsblick ausklingen und waren froh, am nächsten Tag einen Late Check-out gebucht zu haben, da unser Flug erst am späten Nachmittag ging. Spätes Frühstück, eine weitere fast einstündige Massage (für umgerechnet 15€) und in Ruhe packend ließen wir die Reise ausklingen und machten uns auf den Weg zurück nach Buenos Aires – mit Aerolines Argentina, in einem großen Flugzeug, welches uns in 3,5 Stunden ohne Geschaukel zurückbrachte. Meine Mutter fasste die eine Woche kurz zusammen: Die Eindrücke reichen auch für 4 Wochen. Das empfinde ich auch so. Wie schön, dass ich das sehen konnte und mit meiner Mutter gemeinsam erleben durfte. Erinnerungen, die für immer bleiben. 

Ein Gedanke zu “This is the end

  1. Wow, wow, wow!! Was für tolle Eindrücke!! Ich beneide euch und bin total neidisch!! Ich hoffe, dass ich ein Teil von Euren Reisen auch erleben werde!! Lieben Gruß und Umarmung Moni 😘

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