Alles neu macht der Mai!

Hier war viel los! Das klingt deutlich positiver, als es teilweise war, denn ich war zwischenzeitlich mit den Nerven etwas am Ende. Aber nun hab ich wieder Kraft geschöpft, mich ein wenig gesammelt und sogar wieder Lust, hier mal etwas zu schreiben. Alles neu macht der Mai gilt natürlich im übertragenen Sinne, soll heißen: Mai = Frühling und der ist ja jetzt hier zur Zeit.

Das Schöne ist, dass wirklich alles blüht und es eine Pracht ist, die Straßen sind mit lila und rosa blühenden Bäumen gesäumt, draußen beim Haus in Luján blüht die Hecke der direkten Nachbarn in knallrot und die Parks sind voller gelber Blüten. Alles ist so satt grün und leuchtet fast. Die Stadt strahlt und alles blüht nach Corona auf. Ich schreibe bewußt nach Corona, da es sich hier zur Zeit so anfühlt. Es gibt wirklich so gut wie keine Einschränkungen mehr und die Zahlen sind sehr gering. Böse Zungen behaupten, es könnte an den Wahlen liegen. Das lasse ich mal so dahingestellt.

Alles neu macht der Mai fing eigentlich mit einer Outdoor-Deko-Möbel-Ausstellung an, die wir besuchten, weil wir durch Martíns Job dort Tickets for free bekamen. Es war zwar sehr (also wirklich sehr!) weit draußen, aber wir hatten nichts weiter vor und dachten, wir lassen uns mal inspirieren. Es war gar nicht so groß, wie ich dachte, aber mir gefielen viele Möbel, Materialien, Ideen und so lies ich mich einfach mal inspirieren. Und na gut, ein paar Kleinigkeiten (und jaaaa ok ok ok, auch ein „Bild“ (das von Patagonien mit den Wollfäden)) kauften wir auch.

Voller Inspiration und gleichzeitig auch ein wenig Entsetzen über die Preise fuhren wir nach Hause. Möbel sind hier grundsätzlich sehr teuer und die, die dort vorgestellt wurden, waren einfach unbezahlbar. Nun waren wir schon neulich im Casino und waren mit unserem Erfolg, 2000 Pesos (ca 10€) eingesetzt und 9000 Pesos Gewinn gemacht zu haben, eigentlich ganz happy, aber hiermit konnten wir da nicht viel reissen leiden.

Aber wir waren nun so voller Tatendrang, dass wir beschlossen, erst einmal die naheliegendsten (und auch überfälligen) Dinge in Angriff zu nehmen. Da war also zunächst der Parkett-Fußboden in unserer Palermo-Wohnung, der sich durch Feuchtigkeit mehrere Zentimeter nach oben wölbte, so dass man keinen Stuhl mehr abstellen konnte. Ein Gespräch mit dem Vermieter zeigte, dass dieser total offen für Support war und sich freute, dass wir die Wohnung so gut pflegen. Also los.

Meine Vorstellung bei so etwas ist so: Es kommt jemand, der es sich ansieht, dann kommt jemand, der es löst. Fertig.

Hahaha, manchmal finde ich mich selber ziemlich lustig. Es kam jemand, der es sich ansah. Soweit alles im Plan. Dann kam dieser Jemand wieder mit zwei anderen Jemanden, die es reparieren sollten. Ob ich etwas wegräumen, abdecken soll, fragte ich. Es ging immerhin ums Schlafzimmer. Nein, es würde nicht viel Dreck machen. HRMPF!!! Kurz und gut: Hat es doch. Viel. Sauviel. Dreck, nein Staub, rötlichen Holzstaub, der sich noch heute nach x-maligem Putzen überall findet. Sie sägten Holzteile raus, schmirgelten überschüssigen trockenen Kleber von unten ab und setzen es neu zusammen. Fertig sagten sie. 0,5cm Höhenunterschied der einzelnen Holzteile sah ich. So nicht sagten wir. Er wurde also rausgeschmissen und es kam ein neuer. 3 Wochen später! Der riet uns vorab, das Schlafzimmer leer zu räumen, da er alles am Ende abschleifen und neu versiegeln werde und so zogen wir mit dem Schlafzimmer und dem kompletten Inhalt des offenen begehbaren Kleiderschrankes ins Wohnzimmer. Kein Problem. Der Fußboden wurde toll, man durfte ihn aber nicht betreten – für 4 Tage. Kein Problem… AHHHHH! Home Office im Chaos, wie ich es liebe. Aber wir nutzen danach dann gleich das leer geräumte Zimmer, um uns von der Vormieter-Tapete zu verabschieden, die wir uns etwas übergesehen hatten und strichen.

Damit nicht genug, packen wir doch auch gleich die Gartensituation im Haus an. Wir wohnen da ja nicht ständig und brauchten eine Lösung für das Bewässern der Pflanzen. Da jeder, den man hier fürs Bewässern bezahlt, zwar voll abkassiert, aber nur halb (wenn es gut läuft) wässert, haben wir uns für wirklich (!) viel Geld für ein computergesteuertes ausgetüfteltes Bewässerungssystem entschieden. Klang alles toll, sinnvoll und zielführend – führte aber nur dazu, dass von 80 Heckenpflanzen 40 wegen Überschwemmung eingingen. Mega. Regresspflicht? Jemanden überhaupt in irgendeine Pflicht nehmen? Natürlich nicht, wird ja alles (wie überhaupt alles) ohne Rechnung gemacht. Die Furchen im Rasen waren noch nicht mal nachgewachsen und wir brauchten schon neue Pflanzen… läuft. Nach vorne gucken, weiter machen, Gärtnereien besuchen. Bis wir einen super Tip bekamen, da wäre ein älterer Herr, 15km von unserem Haus entfern, der hätte einen „show room“ an der Landstraße in einem Dorf und sei top und günstig. Wir waren also da, er zeigte uns in seinem Kiosk, was es gibt (hatte von jeder Pflanze eine dort zum Zeigen) und lud uns ein, in sein Haus, wo auch seine Gärtnerei sei, weitere 30km entfernt. Wie es hier eben so läuft, man redet, verbringt Zeit miteinander und redet und redet, bevor etwas passiert. Mich als doch eher ergebnisorientierten und pragmatischen Menschen bringt das manchmal echt zur Weißglut. Gut, was soll’s, wir fuhren mit ihm dort hin und er redete und redete… wow. Ich rede ja schon viel, Martín toppt mich um Längen, aber der Typ… puh. Er pflückte frische Grapefruit, frische Orangen und Zitronen von den Bäumen, alles ungespritzt und wirklich nach Frucht duftend, er schenkte mir eine Pflanze und zog alle Register des Verkaufes. Sein Gerede, die Hitze an dem Tag und die Zeit, die für alles drauf ging, machten mich total mürbe und ich wollte einfach nur noch eine Entscheidung haben und meine Ruhe. Wir entschieden uns für gemischte Heckenpflanzen, ein bisschen Deko-Blumen für vor dem Haus (immer noch inspiriert von der Outdoor-Messe), drei Palmen am Pool und – mein Traum geht in Erfüllung – einen Zitronenbaum. Heute wurde alles angepflanzt und irgendwie ist alles kleiner (war nicht lieferbar, weil es schon so warm ist), als gedacht und Blickschutz gibt es wohl erst nächstes Jahr… aber überrascht es mich eigentlich? Nicht wirklich, naja, aber irgendwie doch immer noch. Es muss doch auch mal einfach etwas so laufen, wie geplant. Aktuell frustriert mich das sehr. Ich übe mich in Akzeptanz, aber der Weg ist noch weit.

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