Nicht öko sondern wirklich hippie

Der erste ganze Tag in Córdoba stand unter dem Motto, die Stadt zu erkunden. Und wir erkundeten und erkundeten, bis Maxi abends sagte, er wäre so viel gelaufen heute, wie in seinem ganzen Leben bisher nicht. Nach ausgiebigem Hotel-Frühstück machten wir uns auf die Socken. „Rechts oder links herum?“ frage ich, als wir das Hotel verlassen, „links geht es ins Zentrum, rechts in den Stadtteil Nueva Cordoba“. „Links“ sagt Martín und beschwert sich dann, warum wir jetzt ins Zentrum laufen. Weil das mit einer rechts-links-Schwäche, die ich ja auch gerne mal habe, passiert. Wir sind also im kleinen Zentrum der Stadt und erstmal positiv überrascht. Sie besteht zu 90% aus Fußgängerzone, hat einen Platz, eine Kathedrale und kleine Geschäfte und alles erinnert mich wahnsinnig an Spanien (gut und die Taxen an New York). Hach, mein Spanien, hach mein New York. Ich liebe es dort im Zentrum. Als wir allerdings ein paar Straßen weiter um die Ecke biegen, sind wir im „Shopping-Zentrum“ und da ist es wahnsinnig voll, wühlig, laut, dreckig und jeder zweite bettelt Dich an. Traurig ist das und nicht schön. Wir kaufen zwei Straßenverkäufern etwas ab, um das Gefühl zu haben, etwas Gutes zu tun und dann verschwinden wir hier wieder. Dort habe ich keine Fotos gemacht, weil ich Angst um Kamera und Handy hatte – so doof war es dort.

Wir überlegen kurz, mit dem Touri-Bus zu fahren, holen Informationen ein und eine Nummer, wo man angeblich Tickets reservieren könne (dazu ein anderes Mal mehr) und verschoben es dann auf später.

Nueva Cordoba hieß unser nächstes Ziel und für mich: Starbucks. Warum? Nicht nur, weil ich Starbucks einfach liebe sondern auch, weil ich die Starbucks Becher-Collection YOU WERE HERE sammle, von überall dort, wo ich selber war. Und ich wußte, dass es einen Becher aus Córdoba gibt – den wollte ich natürlich haben. Es wurde immer wärmer, aber wir liefen durch die Stadt, als wenn es kein Morgen gäbe, durch diesen jungen Stadtteil mit schönen Restaurants und Bars und Kunst und Kulturangeboten, schönen Bauten und an bestimmt 10 der 25 Universitäten der Stadt vorbei. Und überall waren Palmen – das ist ja für mich immer schon direkt ein Urlaubsgefühl. Schöne Kirchen, Gebäude, Memorials gab es und wir entdeckten ein super nettes Restaurant, in dem wir gleich für Abends einen Tisch reservierten. Wir saßen abends noch draußen (wenn auch mit Pulli und Tuch) im Innenhof mit Blick auf die beleuchtete Kirche und es war eine wundervolle Atmosphäre.

Bevor wir aber abends zurückkehrten zum Dinner, „zwang“ ich die Jungs dazu, meinem Plan zu folgen und auf dem stand als nächster Stop das Uni-Viertel. Da es immer heißer und schwüler wurde und es in Cordoba, selbst in der Stadt, ganz schön bergauf und bergab geht, verfluchte ich den Plan nach weiteren 45 Minuten straffen Marsches selber ganz schön, lies mir aber – zunächst – nichts anmerken. Angekommen im Uni-Viertel war die Enttäuschung bei uns allen groß. Ok, es war langes Wochenende und ja, eben auch Wochenende, von daher vielleicht (sogar ganz bestimmt) auch nicht verwunderlich, dass es so gut wie menschenleer war und somit kaum Atmosphäre herrschte, aber gut, wir haben es gesehen. Jede Fakultät hatte ihr eigenes Gebäude in einem eigenen architektonischen Stil. Viele Kunst-Elemente und Statuen waren überall zu finden. Es gab wahnsinnig viel Park- und theoretisch auch Grünflache, aber da alles von der Sonne verbrannt und somit gelb war, wirkte es einfach nur trist. Dazu fand gerade ein Öko-Markt statt, der wirklich wirklich öko war, also nicht nur so ein bisschen, wie es auch mir gefällt, sondern so tief-öko, oder wie Maxi sagte: hippie. Der hat uns auch nicht gefallen.

Wir waren mit allem unzufrieden und mir war klar: Wir fahren den langen Weg mit Bus, Taxi, Uber oder Cabify zurück. Bei Maxi traf meine Idee auf absolute Zustimmung, aber mein MitVielOrientierungssinnVersehener Freund sagte, es gäbe eine Abkürzung zurück. Ich kenne nicht mal Abkürzungen in Hamburg, weil mich meine Orientierung schneller verlässt, als ich denken an und der Typ erfindet Abkürzungen in Städten, in denen er noch nie war. Und er hat auch noch Recht. Ein dickes Eis und 20 Minuten später waren wir zurück im Hotel. Und meine Siesta startete genau 2,5 Minuten später in voller Montur. Der Tag hatte mich echt geschafft und von mir aus hätten wir auch aufs Dinner verzichten können, aber da fand ich kein Gehört mit mit der Idee.

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