„Es ist langes Wochenende“ sagte Martín. „Von Samstag bis Dienstag“ sagte Martín. „Komm, wir machen eine Reise“ sagte ich und fing mit der Planung an. Ein Städtewochenende sollte es werden, Córdoba hatten wir zum Ziel. Die Flüge buchte ich für Freitag am späten nachmittag, nachdem Martín das GO vom Chef erhielt, früher Feierabend machen zu können. Es waren nur noch zwei oder drei Wochen hin bis zu besagtem Wochenende und ich war mehr als froh, dass ich in einem Hotel, das in guter Lage, weil alles fussläufig erreichbar, lag, noch zwei Zimmer bekam. Die Planung lief, ich war vorbereitet. Noch kurz von hier und da Tipps für Córdoba eingeholt, die Planung in Abstimmung mit den Amigos, wie mein Bruder Martín und Maxi gerne nennt, etwas angepasst auf 2 Tage Städtetour, 2 Tage Roadtrip in die Umgebung und die Berge und fertig war die Vorbereitung.
Aber wir wären nicht in Argentinien, wenn es nicht dann doch anders gekommen wäre. Ich brauche manchmal wirklich starke Nerven – die ich definitiv nicht habe. Vermutlich bin ich deshalb in Argentinien gelandet, um sie zu entwickeln. Es ist Mittwoch, vor besagtem Abflug-Freitag. „Es ist doch kein Feiertag am Dienstag“ sagt Martín. „Es ist dafür Feiertag am Freitag“ sagt Martín. „Unsere Flüge und Hotel sind aber von Freitag Abend bis Dienstag Abend“ sage ich. Problem. Aber hilft ja nichts. Maxi nehmen wir einen Tag aus der Schule und Martíns Chef lacht nur, weil er ja so großzügig zugestimmt hat, dass Martín am Freitag früher gehen kann – nicht mal er hatte es gemerkt, dass Freitag Feiertag ist. Warum das passieren kann? Wenn hier ein Feiertag auf einen Wochenendtag fällt, wird der Feiertag nachgeholt. Normalerweise. Dieses Mal hat sich die Regierung überlegt, dass er vorgezogen wird. Immer mal was anderes, damit es nicht langweilig wird. Und damit hier bloß nicht zu viel gearbeitet wird.
Es ist Donnerstag vor besagtem Abflug-Freitag. Das Hotel ruft an: „Hallo Frau Wolf, wir haben ein Problem.“ Ach, Sie auch? Es gäbe einen Covid-Fall im Hotel und nun sei die Familie in Quarantäne und sie können das Zimmer nicht anderweitig vergeben. Aber da wir ja eine Familie wären, bieten Sie uns ein großes Zimmer mit zwei King Size Betten an und wir zahlen nur für zwei statt für drei. Ein romantisches Wochenende sieht wohl anders aus, aber habe ich eine Wahl. Ich spiele die Unentschlossene, sagte, dass ich das eigentlich so nicht möchte, wäge ab, zögere, zeige mich maximalst enttäuscht und schlage somit on top eine Nacht umsonst raus. Ich sollte im Einkauf arbeiten. Oder in die Politik, wie meine Freundin Assi immer sagt.
Wir fliegen also Freitag Abend endlich los. Alles läuft am Schnürchen. Gut, im Cabify (wie Uber) ist es mächtig eng, denn wir dürfen wegen Corona nicht vorne sitzen, aber der Weg bis zum Flughafen Aeroparque, von welchem die nationalen Flüge aus starten, ist nur ca. 15-20 Minuten von uns weg, also alles kein Problem. Wir sitzen im Flieger und dann passiert etwas, das ich noch nie (nie nie nie) in meinen keineahnungwievielen Flügen erlebt habe. Die Stewardess fragt, ob jemand an Board sei, der noch nie geflogen ist. Ein paar Leute melden sich. Sie bittet um einen riesigen Applaus für die Neufliegenden. Und die Masse rastet aus. Klatschen und jubeln. Echt jetzt? Ja, echt jetzt. Ich bekomme den Mund nicht wieder zu – ob vor Staunen oder Entsetzen weiß ich immer noch nicht.
Wir landen pünktlich, es geht mit SpeedyGonzalez als Taxifahrer, der scheinbar ein Rennen gewinnen wollte, zum Hotel und nachdem wir das wirklich schön große Zimmer bezogen hatten, düsten wir direkt los, das uns vorher empfohlen Güemes-Viertel zu erkunden. Mein allererster Eindruck: Soooo viele schöne Schnickelschnackel- und Möbelläden. Schade, dass wir mit dem Billigflieger ohne viel Gepäck hier sind. Und dann gab es einen Komplex, der aus Containern gebaut wurde… aus Hamburgo! Wie schön, ach Du schönste Stadt der Welt bis überall präsent.
Die Stadt hat 25 Universitäten und, dass sie eine klassische Studentenstadt ist, merkt man hier sofort. Überall junge Leute (vor allem Mädels, was Maxi nicht sooo schlimm fand), Kneipen, Bars, Restaurants, Roof Top Bars und überall laute Musik. Und eine super Stimmung. Wir waren alle mega positiv überrascht, setzen uns nach einer langen Erkundungsrunde in eine Burger-Bar, spielten diverse Runden Jenga, was dort zur Verfügung stand auf allen Tischen und hatten einen wirklich bunten ersten Abend.