So ne Woche drinnen bleiben zu müssen, ist ja nichts für mich. Viele sagen: herrlich… Netflix Serien gucken, Bücher lesen, chillen, lecker kochen… alles nicht meine Favoriten, von daher fieberte ich dann doch dem Tag des erlösenden PCR-Tests nach sieben Tagen entgegen. Endlich raus – und dann schien auch noch die Sonne. Ich ging also einen laaaaaangen Umweg hin zum Testcenter und genoss die Sonne im Gesicht und zurück zu sein in dieser schönen Stadt und es könnte wohl auch sein, dass ich mir einen leckeren Café con leche on the go gegönnt habe. Dort angekommen, war ich deeply impressed, wie mega gut das alles organisiert war dort. Man bekam einen QR Code, der einen zu einer WhatsApp Nummer führte, über die man dann nach bis zu 72 Stunden… wait, 72 Stunden???… sein Ergebnis abrufen konnte. Toll, dachte ich. Doch nicht so toll war, dass diese WhatsApp Nummer meine Passnummer (die ja anders als die Dokumente hier auch Buchstaben enthält) nicht erkennen konnte. Nachdem ich freundlich schrieb, dass es sich um einen Deutschen Reisepass handeln würde, bekam ich die Antwort: Ich bin ein Computer und lerne noch… Deine Nachricht kann ich leider nicht verstehen. Ach. Nach einigen erfolglosen E-Mails, Anrufen und WhatsApp an eine andere Nummer, erschien mir die einzige Lösung, noch einmal zum Testcenter zu laufen – dort wurde mir dann sofort geholfen und zack, war ich frei.
Dieses Mal ging mein Weg entspannt noch einen viel größeren Umweg nach Hause und ich bummelte mal so ohne Ziel und ohne Zeitdruck durch unseren Stadtteil Palermo Hollywood, sah vieles mit neuen Augen und mir wurde nochmal so richtig bewußt, wie bunt hier alles ist. Natürlich auch durch all die Graffitis, durch die Sonne und dann all die Alleen, die den Stadtteil so auszeichnen. Und dann sieht man einen Schulbus, dessen Armaturenbrett voller Plüschtiere ist, überall ranken die Bougainville über die Häusermauern, beim Hotdog-Laden um die Ecke gibt es Gin Tonic 2 für 1 für ca. 2 Euro und Herzen liegen auf der Straße und sind an Häuserwände gesprüht, vielleicht um etwas Hoffnung für das sich in einer so schwierigen Situation befindende Land zu versprühen. Ist schon wirklich schön hier, trotz kaputter Pflastersteine, Hundemist auf den Fußwegen und Baustellen an jeder Ecke.
Mein erstes post-quarantäne Wochenende startete mit Passiv-Sport für mich: Es ging in die Handball-Halle – nach sooo vielen Jahren endlich mal wieder. Gut, ab und an hab ich bei meinen Patenmädels mal zugeguckt, aber auch das ist durch Corona schon gefühlte Ewigkeiten her. Und zack, plötzlich bin ich quasi Handball-Mama. Die anderen Mütter gleich so, ah Du bist die Mutter von Maxi, zack war ich in der WhatsApp-Handball-Mütter-Gruppe drin und bekam in der Halle Kekse angeboten. Mir wurde gleich so ein Gefühl von Dazugehörigkeit vermittelt und Martín hat sich totgelacht. Er hat schon x-mal in den letzten Monaten, als ich in Hamburg war, zugeguckt und kennt niemanden, hat noch nie mit jemandem gesprochen und ist – zu seiner Freude – auch in keiner WhatsApp Gruppe drin. Männer hat. Und Frauen. Kommunikation wird groß geschrieben. „Wir haben“ 29:21 gewonnen und haben bisher jedes Wochenende, das ich zurück bin, in der Halle verbracht. Ich shoppte fleissig am Hummel-Klamotten-Stand vor der Halle und fühlte mich kurz wie auf dem Nahe-Turnier früher (für alle, die es nicht kennen: großes Rasenturnier im Norden von Hamburg). Nach dem Handball war der Hunger groß (bei Martín und mir genauso wie bei Maxi, hihi) und so ging es in die Näher unserer alten Wohnung, wo ein neuer Food-Komplex aufgemacht hat. Und da es plötzlich 25 Grad warm war, konnten wir draußen sitzen und es fühlte sich schon an, als wäre der Sommer nicht mehr weit.