Urlaubs-Crasher

Trotz neuer Ostsee-Begeisterung hüpfte mein Herz natürlich höher bei dem Gedanken, bald wieder am Bahnhof Altona zu stehen, um gen Sylt zu düsen. Da mein Bruder mit seiner Familie dort gerade die Sommerferien genoss, fiel Berlin dieses Mal aus und wurde durch Sylt ersetzt. Ich durfte den Familien-Urlaub sprengen und 4 Tage TAAAANTE sein. Also Tante bin ich natürlich immer und aus vollstem Herzen, aber TAAAANTE vor Ort ist ja noch 1000mal schöner. Der Zug hielt in Keitum, winkend sah ich die Vier schon aus dem Zugfenster auf dem Bahnsteig stehen und dann kamen mir zwei Mäuse entgegengerannt und es gab die dickste Umarmung, die man sich wünschen kann.

Tante hier, Tante da – ach, es war einfach herrlich. Diese kleinen Kinderhändchen in meiner Hand zu spüren, sie knuddeln und knutschen zu können – in diesen Momenten bin ich einem sofortigen Umzug zurück nach Deutschland immer ganz nah. Auch wenn es so klingen mag, aber die Freude, meinen Bruder und meine Schwägerin endlich einmal wiederzusehen, war absolut nicht geringer! Wir stiegen ins Auto und mein Bruder erklärte, wir würden einen neuen Spielplatz in Rantum erkunden. Und los! Als er plötzlich rechts abbog, entpuppte sich der Spielplatz-Besuch als riesige Überraschung für mich: Der Spielplatz gehörte zur Sansibar, war bereits bestens bekannt und wir kehrten hier zum Lunch ein, YAY! Natürlich nach kurzem Test in der Sansibar-eigenen Corona-Teststation. Wir warteten, durften erst von Bierbank zu Bierbank vorrücken und als wir oben waren dann von Strandkorb zu Strandkorb, wo es schon mal das erste Getränk für uns Ladies gab, die Kinder auf dem Spielplatz tobten und ich das Piratenschiff mit eroberte. Die Sonne schien, wir hatten Urlaub und die 1,5h die wir warten mussten, vergingen wie im Flug. Wir wurden mit allerbestem Essen und dem obligatorischen Kaiserschmarrn verwöhnt und hatten rundum eine super gute Zeit.

Der nächste Morgen startete mit zwei kleinen Mäusen, die zu mir in mein Sofa-Bett hüpften und eingemuckelt unter der Decke die Olympischen Spiele im Fernstehen anmachten. Jede(r), der mich kennt, weiß, dass ich so wenig TV-Sport begeistert bin, dass ich kaum wusste, dass die Olympischen Spiele stattfanden, aber mit den beiden Kuschelzwergen hätte ich dort auch 24/7 Olympia oder sonst was geguckt.

Lange hielt die Ausdauer nicht bei jedem an und so unterbrach ein Teil der Gruppe das Fernsehen und ersetzte es durch Pferde spielen. Ich bewundere ja Erzieher:innen und Eltern, die stundenlang mit ihren Kindern spielen. Hut ab! Ich kann das durchaus mal 20 Minuten machen, aber dann denke ich immer schon…. reicht ja dann jetzt auch irgendwie. Aber Carla lies nicht locker: Tante, Du bis jetzt die und das ist Dein Pferd und Du musst mich jetzt fragen, ob wir ausreiten wollen. Aha. Na gut. Wir ritten also über Betten, Regale bis ins Badezimmer und wieder zurück. Die weiteren Tage verbrachten wir mit dobble spielen, Spielplatz, Radeln, Olympia, Vorlesen, spanisch lernen, Eisessen, durch Westerland bummeln, Schaukel-Weitsprung und abends durfte ich die Kids mit ins Bett bringen, einmal auch mit eingekuschelt Einschlafen. Das ist ja für mich immer das Highlight, weil es solch innige Momente sind. Und dann kann man als Tante ja alles erlauben, worauf Eltern keine Lust haben… wie Euros in Schaukelautos werfen zum Beispiel.

Am nächsten Tag genossen Eva und ich die Nachmittags-Sonne mit Schampus-Lieferservice (danke an den besten Bruder der Welt!) im hauseigenen Strandkorb und abends gab es eine von den Kindern ausgedachte und einstudierte Zirkus-Show mit Tickets und Sitzplatzvergabe, die, wie mein Bruder es so schon ausdrückte, doch eher die Erwachsenen als die Kinder müde machte. Aber die hatten ihren Spaß und waren stolz wie Oskar auf jede Rolle, jeden Sprung, jedes „Salto“, die wir kräftig applaudierend feierten.

Am letzten Tag wurde es nach einigen Regentagen doch nochmal kurz Sommer, was uns natürlich direkt an den Strand verschlug, wo der Drache uns zeigte, wie windig es wirklich war und schnell seinen Geist aufgab. Länger hielten die gebauten Strandburgen mit Muscheldeko und Stöckermasten, bis ich stolperte und in den Burggraben fiel. Wir spielten Boggia, liefen zum Wasser und zurück, um Eimer voller Wasser zu holen und es gab Sommerferien-Strand-Pommes in einer Zeitungspapier-Tüte. Mit Ketchup. Und Mayo. Pommes mit den Füßen im Sand schmecken doch gleich immer doppelt lecker irgendwie. 

Nach ein paar Tagen waren die Tante-Ferien dann leider schon wieder vorüber und als Moritz am Bahnsteig meine Hand nahm und sagte: „Das war schön, ich freu mich schon aufs nächste Mal. Ich hab Dich lieb.“ Da musste ich kurz mehr als eine Träne verdrücken und den Kloß im Hals beiseiteschieben. Als Carla dann noch anfing zu weinen auf Papas Arm und alle da so winkend standen, als der Zug losrollte, da war mir wieder klar: Familie ist alles und man ej, Ihr bedeutet mir sooo viel. Danke, dass ich Euren Urlaub crashen durfte, das war toll! 

3 Gedanken zu “Urlaubs-Crasher

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