Und dann wurde es doch noch ein guter Jahresstart

Argentinien hat weiterhin seine Grenzen geschlossen für Touristen. Die einzige Möglichkeit, die es für mich gibt, einzureisen, ist ein Antrag auf Ausnahmegenehmigung zur Einreise aufgrund von Familienzusammenführung für nicht-verheiratete Paare.

Am 17. Dezember war ich deshalb also mit meinen beiden spanisch sprachigen Freundinnen Neitschi und Trixi (1000 Dank nochmal Ihr Lieben!), die mir als Zeugen dienten („die mir dienten“ –> wie sich das anhört…) beim Notar, um zu bestätigen, dass Martín und ich wirklich in einer festen Beziehung leben. Wie ich lernte, bestätigt der Notar mehr oder weniger nur, dass wir das vor Ort unterschreiben, versieht es dann mit seinem Siegel und dieses Papier muss dann zum Oberlandesgericht, um es mit einer Apostille zu versehen, die wiederum bestätigt, dass der Notar das, was er getan hat, überhaupt tun darf. Ich hab es ja gern pragmatisch, aber gut, damit bin ich hier wohl falsch. Aufgrund von Corona darf man ja, wie schon geschrieben, nicht selber zum Oberlandesgericht, sondern muss warten, bis der Schrieb per Post zurück beim Notar ist. Dann hätte ich damit eigentlich zum Konsulat gemusst, die dann den oben genannten Antrag bei der Einwanderungsbehörde in Argentinien stellen. Und da sag nochmal einer, Deutschland sei das Land der Bürokratie und in Südamerika wäre all so etwas viel einfacher. Pah!

Neben der o.g. Apostille aus Deutschland und dem selben Formular aus Argentinien (welches ja per DHL express bereits angekommen war), brauche ich einen negativen Covid-19 Test, eine Versicherung, die auch Covid-19 abdeckt, eine Kopie von Martíns Ausweis, ein Rückticket nach Deutschland, eine Dokumentation unserer Beziehung inkl. Fotos, Nachrichten und Belegen, wann wer die andere Familie und Freunde kennengelernt hat sowie einen Grund für meine Einreise. Hier hab ich eine wilde Kombination aus wir-wollen-unseren-Mietvertrag-kündigen (wofür man in Argentinien vor Ort sein muss) über ich-bin-Maxis-Stiefmutter-und-er-braucht-mich-vor-Ort bis hin zu es-ist-für-unsere-seelische-gesundheit-wichtig-dass-wir-als-lebenspartner-zusammen-sein-können formuliert, in der Hoffnung, dass dies ausreichend ist. 

Seit 21.12. wartete ich nun also auf das noch fehlende Formular vom Oberlandesgericht und es kam und kam nicht. Dass ich Weihnachten in Hamburg bleiben werde, war dann irgendwie klar und so war Weihnachten zum einen ein wenig wie fast immer, erst mit Mami und dann in Berlin und dann doch aber auch so anders, weil natürlich vieles fehlte. Keine Kirche, meine seit-immer-Freundin Jana kam nicht wie sonst aus Mailand und ich besuchte nicht wie sonst ihre Familie am 1. Weihnachtstag. Das traditionelle Treffen mit Tine und dann auch Pedi und meiner Patentochter Lykke in der Rahlstedter Fußgängerzone fand nicht statt und so war zwar alles viel ruhiger, aber trotzdem schön – und lecker. Nachdem ich nun den Mini verkauft hatte, nutze ich die Mietwagen-Fahrt nach Berlin für eine Art Probefahrt mit dem Auto, welches irgendwann auf den Mini folgen könnte… und es war ein Traum. Auch in Berlin war vieles anders und ruhiger, aber ebenfalls schön – und lecker.

Am 28.12. bin ich dann gleich vormittags zurückgefahren, in der Hoffnung, das fehlende Formular an dem Tag abholen zu können und am 29. direkt fliegen zu können. Ich nahm die Weihnachtsdeko ab, räumte auf, weg, packte weiter und war guter Dinge. Rief nochmal beim Konsulat an wegen der Öffnungszeiten zwischen den Jahren und erfuhrt, dass es neue Regeln gibt und ich nicht mehr zum Konsulat müsse. Ein Schritt weniger, yay. Dies wollte ich kurz dem Notariat mitteilen, die mir dann mit gesenkter Stimme sagten, dass das Papier nicht angekommen sei. Aber sie sei sehr guter Hoffnung, dass es morgen mitkäme, denn eigentlich dauert so etwas nur wenige Tage. Der Bote sei schon auf den Fall gebrieft und guckt explizit nach diesem Papier bei jedem Botengang. Alles klar. Ich holte Mein Rad hoch, leerte den Kühlschrank, bezog das Bett neu, packte weiter und meine Wohnung war tippitoppi klar gemacht, um morgen abzureisen. Und so würde ich auch noch Silvester in Argentinien ankommen und alles würde gut. Yay. So der Plan. Kurz und gut, am 29. kam der Anruf, das Formular sei wieder nicht angekommen. Sprachlosigkeit, Frust, Tränen. Kein Silvester in Argentinien. Martín beruhigte mich und sagte, wir hätten in unserem Leben noch so viele gemeinsame Silvester vor uns, dass es nicht so schlimm wäre – machte aber auch klar, dass es schon gut wäre, wenn ich bald käme, da Argentinien überlege, die Grenzen komplett dicht zu machen. Panik. Noch weitere Monate ohne meinen Freund? Bitte nicht. Eine Flasche Sekt auf dem Sofa meiner Freundin Moni (danke, dass Du immer da bist!) weiter, ging es mir etwas besser (Alkohol ist eben doch eine Lösung) und ich stelle mich auf Silvester in Hamburg ein. Vorher setze ich mich allerdings über den Rat der Notariats-Assistentin, bloß nicht beim Gericht anzurufen, weil sie dann den Fall nach hinten priorisieren würden, wenn man Druck mache, hinweg und schrieb Mails, rief an, hinterließ nachrichten. 

Mit dem Erfolg, dass mich am nächsten Tag eine sehr nette Dame zurückrief und sagte: Frau Wolf, ich muss sie enttäuschen, sie können lange warten, ich habe gar keinen Fall von Ihnen vorliegen. WAIT WHAT? Anruf beim Notar, Anruf beim Gericht, Anruf beim Notar, das Papier war verloren gegangen. Nur kurz zur Erinnerung: Das aus Argentinien war innerhalb von 4 Tagen erstellt und in Hamburg angekommen. Deutschland, was ist los mit Dir? Auf die Frage, was ich denn nun tun könne, war erst Schweigen im Walde und dann waren aber alle super hilfsbereit. Ich fuhr also wieder zum Notar, es kamen zwei Damen aus dem Notariat als Zeugen zum Einsatz, ich erhielt den Siegel (das Siegel?) sofort und durfte als Ausnahme direkt zum Gericht und sollte dort die Apostille direkt erhalten. Alles war in greifbarer Nähe, ich nahm es mit der Einstellung „es wird schon seinen Sinn haben“ und kam somit das erste Mal ins Oberlandesgericht, ein wunderschönes Gebäude, welches mich an meine Hamburger Uni erinnerte. 

Auf den Treppen zum Eingang klingelte mein Telefon, meine Ansprechpartnerin von der Apostillen-Stelle: Frau Wolf, die Papiere haben sich angefunden. Was? Hahahaha! Ich solle also nicht nochmal neu bezahlen sondern direkt zu ihr ins Büro kommen. Auf halbem Weg kam mir ein älterer Herr entgegen und fragte: Frau Wolf? Er war der Bote vom Notariat und es lies im keine Ruhe, weil er meinte, Familienangelegenheiten seien ja wirklich wichtig, und so hat er nochmal in der Poststelle recherchiert und tatsächlich lag mein Formular auf dem Stapel „irgendwann mal bearbeiten“ oder so ähnlich. Es tat ihm super leid, ich beruhigte ihn und sagte, am Ende ginge es ja auch nur um Silvester und auch er sagte, wissen Sie, vielleicht stürzt heute das Flugzeug ab, alles hat immer seinen Sinn. Er zeigte mir den Weg zu der netten Dame ins Büro, ich bekam dort meine Apostille und war dankbar für so viel Verständnis und Unterstützung. Und am Ende musste ich weder den Notar noch das Gericht bezahlen – wobei es mir dann doch anders lieber gewesen wäre. Egal, ich hielt meine Papiere in den Händen! ENDLICH! Alles schien gut, bis Martín mir schrieb dass sein Schwager Hugo (Huguito), mit dem sie zusammen Weihnachten gefeiert hatten, Corona-positiv getestet wurde. Was nun? Tests ohne Symptome gibt es in Argentinien nicht und die Gefahr sich anzustecken in einem überfüllten Testcenter ist ja einfach nicht zu unterschätzen, so dass man eventuell gesund rein und infiziert wieder raus kommt. Entscheidung: Ich fliege trotzdem, der 24. war ja nun schon länger her und es gibt keine Symptome bei Martín und Maxi, auch nach 7 Tagen nicht. 

HugoCovid

Also ab nach Hause, Flug buchen, zu Moni, Flasche Schampus auf (klingt, als wäre das ein tägliches Moni-Tina-Ritual, ist es nicht, aber an diesem Tag war es wirklich angebracht) und dann finales Pack-Chaos beenden: 3 Koffer, 2 Handgepäck-Taschen, eine Handtasche. Und endlich ein Plan. Am 1. ging mein Flug, ich hatte also noch den 31. für alle Dokumente, die noch fehlten. 1. Corona-Test: Ab zum Flughafen, 30 Minuten warten, Stäbchen rein, dieses Mal wieder fast übergeben und Resultat war in 6 Stunden da und ich konnte es problemlos auch auf spanisch ausdrucken – top! 2. Die Eidesstattliche Erklärung an die Regierung in Argentinien – und da fing das Problem an. Denn ich musste einen Sitzplatz im Flieger angeben, konnte mich aber nicht online einchecken, weil ich Iberia erst alle Unterlagen vorlegen musste, ein Teufelskreis 🙂 Da ich aber zum Glück (in so vielen Aspekten) eine Business Class Promotion-Aktion gefunden und gebucht hatte, ging es über die Sitzplatzreservierung dann doch. Business Class mit Iberia war mit meinem gesamten Gepäck somit günstiger als Lufthansa mit Economy (und zwei Zwischenstopps statt einem). 3. Eidesstattliche Erklärung für meinen Zwischenstop in Madrid: Hier hängte sich die App immer auf, die Seite lud sich nicht richtig, man.

Ich entschied dann, das am Flughafen zu klären und nun erstmal Silvester zu „feiern“, was wirklich lecker und sehr sehr nett war.

Das neue Jahr startete wirklich gut und einem wirklich HAPPY new year stand nun nichts mehr im Wege. 

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