Nach fast zwei Wochen in Hamburg, fühlt es sich richtig an, mal wieder etwas zu schreiben. Vorher waren erstmal andere Dinge wichtig: Freunde und Familie. Da mich so viele über den Flug, die Reise, etc. gefragt haben, berichte ich einmal kurz darüber, wie man in Corona-Zeiten so von Argentinien nach Deutschland kommt.
Nachdem mein Flug im Juni ja storniert wurde, war es in der Tat nicht ganz einfach, einen neuen Flug zu finden, der wirklich stattfand (und nicht nur online existierte) und für den es auch noch Tickets gab. Aber auch das hat am Ende ja alles geklappt und so hielt ich alle Unterlagen in den Händen für den Abflug am 27. September. In der Zeit nach der Buchung und vor dem Abflug bekam ich regelmäßig Update-Mails von KLM zu Corona-Themen. Man hat ohne Maske keinen Zutritt zum Flieger, man muss genügende Masken mitbringen, um diese alle 3 Stunden wechseln zu können. Es sei verboten, die Maske auf die Stirn hoch- oder unters Kinn runterzuschieben und nur zum Essen darf die Maske ganz kurz abgenommen werden. An den Flughäfen gelten individuelle Regeln, doch überall gäbe es strenge Maskenpflicht. Ich stellt mich somit auf ca. 20 Stunden mit Maske ein, also von Betreten des Flughafengebäudes in Buenos Aires bis zum Verlassen des Flughafens in Hamburg. Und hatte ausreichend Masken mit für regelmäßige Wechsel – warum, weiß ich nicht genau.
Dazu hörte ich vorab Geschichten, dass es kein warmes Essen mehr an Board geben würde und, dass man nur zu bestimmten Zeiten überhaupt etwas trinken dürfe. Auch wurde mir erzählt, dass alle Reisenden im Flieger auf einen Schlag gleichzeitig essen würden und somit gleichzeitig die Maske abnehmen dürften und nicht wie normalerweise, nacheinander, wann immer sie ihr Essen eben serviert bekämen. Ich fragte mich, ob dann jemand den Virus darüber informiert, dass er genau jetzt bitte auch Essenspause macht, wenn alle ihre Maske gerade „abhaben“? Hm.
Am Ende kam alles doch etwas anders und ich muss sagen, dass die Reise kaum anders als nicht-coronazeiten-Reisen waren, mit dem Vorteil, dass die Flughäfen leer sind und man nirgendwo wirklich in meiner Schlange stehen musste. Den einzigen Unterschied neben dem Masketragen machten die Vorbereitungen: Dokumente für Buenos Aires, um das Land zu verlassen, mussten eingereicht werden sowie eine Erlaubnis angefordert, mit dem Auto zum Flughafen fahren zu können (es dürfen ja nach wie vor nur Leute mit speziellen Genehmigungen Auto fahren dort). Für KLM musste ich 48h vor Abflug schriftlich erklären, dass ich keine Symptome habe und dieses Schreiben mit mir führen und auch online gab es noch einen zusätzlichen Gesundheitscheck.
Ansonsten war alles normal. Einchecken, Security, Passkontrolle, Boarding. Es war gespenstisch leer am Flughafen in Buenos Aires und man sah von Menschen mit kaum als Maske erkennbaren Minimasken bis hin zu komplett eingepackten Fluggästen alles. Und natürlich waren die Sitzgelegenheiten eingeschränkt, so dass man den 1,5m Abstand bewahrte, wobei eben jeder sitzen konnte, da so wenige Menschen vor Ort waren. Also alles kein Problem.
Ich hatte Glück, der Flieger war nicht ausgebucht und so war der Mittelplatz in meiner Reihe frei. Was mich sehr gewundert und überrascht hat: Es gab keinerlei Ansagen vom Cockpit oder seitens der Stewards/Stewardessen bzgl. Corona, Maskenpflicht oder ähnliches. Zu Beginn des Fluges trugen natürlich alle welche, aber jeder hat dann getrunken und normal im Abstand wie sonst gegessen, wann er wollte und die Masken wurden fleissig von der Stirn zum Kinn und zum Schlafen auch über die Augen geschoben. Es hat niemand etwas gesagt. Na gut und einige haben in Komplettmontur mit einer Art Taucherbrille eingepackt geschlafen. Ich hatte mir eine FFP2 Maske besorgt, was gar nicht so einfach war, da die Argentinische Regierung offiziell verboten hat, diese Masken an Leute zu verkaufen, die nicht im Gesundheitssektor arbeiten. Aber „offiziell“ und „Realität“ sind am Ende in Argentinien ja auch meist zwei Dinge. Dies Maske ist allerdings bei einem kleinen Kopf wie meinem, extremst ungemütlich, weil sie entweder auf den Kehlkopf drückt oder die Augen verdeckt. Zum Glück hatte ich noch Alternativen mit an Board. Ach so ja und es wurden eimal mehr als normalerweise Anti-Bakterien-Gel (ging es nicht um einen Virus?) und Tücher verteilt.
In Amsterdam am Flughafen waren zwar z.B. bei meinem Starbucks die Sitzecken gesperrt, aber in den öffentlichen Sitzgelegenheiten davor durfte man sich frei bewegen und essen und trinken und viele hatten einfach mal gar keine Maske auf. Auch dort hat keiner etwas gesagt, was mich sehr gewundert hat.
Es lief alles normal und smooth ab, bis ich in Hamburg ankam. Zunächst reklamierte ich meinen kaputten Koffer und die Dame hat sich fast erschrocken, dass da mal jemand kommt und etwas möchte, sie sagte, es kämen in der Woche so 1-2 Personen an ihren Schalter, krass. Und dann musste ich ja noch zum Corona-Test. Das Testcenter war leicht zu finden und spätestens durch die lange Schlange davor unterfehlbar. Ich unterhielt mich nett mit meiner Frau, die vor mir stand und nach ca. 30 Minuten fiel uns auf, dass wir uns noch keinen Zentimeter nach vorne bewegt hatte. Ich frage bei den Jungs vom DRK mal nach und da hieß es „jaaaaa, wir haben zur Zeit keine Stäbchen für den Abstrich und wann die kommen und ob sie heute kommen, wissen wir gerade nicht“. Warte mal kurz. Wir sind hier ja schon in Deutschland, oder? In Argentinien würde mich solche eine Aussage nicht wundern, aber hier? Entschuldigung??? Dazu kam, dass die DRK-Herren allesamt nur Deutsch sprachen und niemand mal proaktiv die Menschen in der Schlange draußen informiert hat, wie die Lage ist. Ohne Worte so etwas!! Der Typ meint dann zu mir, sein Kollege hätte jetzt Stäbchen in Geesthacht abgeholt und sei seit 2h auf dem Weg zurück. Aha, dann haben sie Geesthacht entweder in der Zeit, in der ich weg war, verschoben oder das DRK hat wirklich langsame Autos. Da es ganz schön kühl draußen war, durften wir alle in die Terminal Tango Halle reinkommen und drinnen warten. Sitzgelegenheiten gab es – auch für ältere Leute – kaum, alles wirklich katastrophal organisiert muss ich sagen. Nach 1,5h hieß es dann: Die Stäbchen seien da! Juhuuu! Was dann kam, war der Hammer: Wir, die wir ja schon vorab draußen gewartet hatten, mussten wieder aus der Halle raus und uns – Achtung – hinten in der Schlange wieder anstellen! Alter!
Naja, dann ging es aber relativ schnell, Daten wurden aufgenommen und ich rückte immer näher an den Mann im weißen Anzug, der mit gefühlten meterlangen Stäbchen in Hälsen und Nasen rumstocherte. Mein Herz rutschte immer weiter in die Hose mit jedem Meter, den ich ihm näher kam und als ich dran war, bat ich ihn zuerst, bitte wirklich vorsichtig zu sein. Das hörte er wohl zum x-ten mal an dem Tag und ich muss zugeben, dass es schon echt unangenehm war, v.a. in der Nase. Man ey, das Ding ist echt 20cm lang oder so. Ich wußte gar nicht, dass da so viel Platz in meinem Kopf ist. Bäh!
Aber danach konnte ich dann mit dem Taxi endlich nach Hause fahren, wo Moni schon zur Schlüsselübergabe wartete. Warum? Tja, weil mir in Amsterdam siedendheiß einfiel, dass ich meinen Hamburger Haustürschlüssel in Buenos Aires vergessen hatte. Was eigentlich ja nicht soooo wild ist, da diverse Leute in Hamburg einen Zweitschlüssel haben und ich ja normalerweise immer abgeholt werden. Aber eben nur normalerweise, wenn eben nicht Corona ist. Aber da ich ja so lange warten musste am Testcenter, war Moni inzwischen erreichbar und kam liebesweise kurz rum – mit Abstand und hallo auf Entfernung. Nach 8 Monaten nicht sehen. Total doof. Aber gut.
Zuhause wurde ich dann so empfangen, voll schööööööön:
Bereits am nächsten Tag hatte ich mein negatives Testergebnis und die Bestätigung vom Gesundheitsamt vorliegen, dass ich aus der Quarantäne entlassen sei, das ging alles super schnell. Nach 5 Tagen hab ich dann noch einen zweiten Test gemacht, dieses Mal wurden zwei Stäbchen-Abstriche gemacht, aber „nur“ im Mund/ Rachen. Ich fühlte mich wie zu besten Uni-Party-Zeiten, wenn man sich mal den Finger in den Hals gesteckt hat, weil einem schlecht war vom Alkohol, aber die Tests waren allesamt negativ. Also alles chico 🙂
Eine „verrückte“ Geschichte in „verrückten“ Zeiten. Wer weiß was noch kommt. Aber spannend zu lesen.
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