4 Monate kochen, backen, essen

Unglaublich, nun sind wir schon seit 4 Monaten in Quarantäne. Klar gibt es jetzt positive Veränderungen, mal mehr mal weniger, eine Woche werden die angekündigten Lockerungen eingehalten, dann wieder doch nicht, weil „die Zahlen hochgehen“ (wie müde bin ich, diesen Satz hier zu hören). Aber so richtig ändern tut sich eigentlich auch nichts. Und manchmal (naja, eher öfter) frage ich mich, was ich eigentlich in diesen vier Monaten meines Lebens gemacht habe. 

Und wenn ich mir dann die wenigen Fotos aus der Zeit ansehe, dann reduziert es sich eigentlich auf: Kochen, Backen, Wohnung weiter einrichten und ab und an zu versuchen, etwas nicht Digitales zu unternehmen. 

Gekocht wurde manchmal gesund, oft aber auch einfach mit dem Fokus auf lecker (auch wenn sich das ja nicht ausschließen muss), denn Essen wurde an vielen Tagen zum Highlight. Gegen Heimwehmomente gab es ab und an Frikadellen oder Königsberger und je länger die Quarantäne voranschritt, desto öfter haben wir auch einfach etwas in einem der umliegenden Restaurants bestellt. Immer mit dem guten Gewissen, die lokalen Läden zu unterstützen, aber auch einfach mit der wenigen Lust zu kochen, die immer öfter aufkam bzw. eben gerade nicht aufkam. Und natürlich schmeckt ein Argentinisches Steak nicht so gut wie im Restaurant, wenn es geliefert wird, aber ich bin überrascht, wie gut die Qualität doch ist.

Und dann gibt es etwas seeeehr Typisches hier, was sich mit nicht ganz erschließt, aber dann am Ende doch auch ab und an (!) mal lecker sein kann: Es heißt „sandwich de miga“, migas sind eigentlich Brotkrumen oder Krümel. Am Ende sind es riesige Toastbrot-ohne-Rinde-Scheiben, die man so fertig kauft und dann mit Mayonnaise bestreicht und entweder mit Schinken und Käse oder Thunfisch und Käse oder Schinken und Tomate oder so belegt. Gerne auch doppelt… die Kinder haben es vorbereitet und die Kinder (wovon eins mal ausprobieren wollte, was passiert, wenn man sich nicht die Haare schneidet) waren happy. Gut so.

Und es wurde viel gebacken, vor allem zu Beginn, dann immer unregelmäßiger: Brot, Muffins, Kuchen – sogar einen herrlichen Pflaumenkuchen mit Zimtsahne gab es im Herbst hier. Die Jungs haben zweimal typische „Torta Frita“ gebacken, eine Art Brotfladen aus Mehl, Wasser, Salz und etwas Fett, welche dann im Fett frisiert werden. Für mich hochgradiges BÄH!, sowohl für den Geschmack, als auch für den fürchterlichen Fettgeruch, der danach durch die gesamte Wohnung zieht, aber für die Jungs ein Traum – gut, beim Pflaumenkuchen war es genau andersrum, was den Geschmack angeht. Und ich habe „gelernt“, die typische Chocotorta zu „backen“ – und die schmeckt immer allen. Und dann hab ich einfach auch mal gemütliche Sofa-Wochenenden schön herbstlich mit Kuscheldecke, Kerze an, Zeitschrift und Kuchen gemacht, das ist ja auch immer Balsam für die Seele (für mich zumindest).

Ansonsten haben wir durch meine aufgetane Blumen-Quelle einmal die Woche als Highlight frische Blumen bekommen und wenn das schon eine Erwähnung wert ist, dann wird ungefähr klar, wieviel so passiert ist. 

Neben Arbeiten, Schule (wenig) und Haushalt haben wir ab und an mal was gemalt, gepuzzelt, Filme und Serien geguckt, gelesen, Uno gespielt oder Monopolyabende verbracht, Martíns Tochter war zu Besuch und die Kinder haben sich primär mit Playstation und Handy vergnügt – oh wunder bei 15 und 17 Jahren. Ach und wir haben weiter Möbel gebaut. Uns fehlte noch ein Regal fürs Esszimmer und eine dekorative Verkleidung für die Klimaanlage. Da kein Möbelgeschäft außer des Baumarktes geöffnet hat, haben wir uns einer Idee aus einer Zeitschrift bedient und kurzerhand beim Gemüsemann Obstkisten gekauft (10 Stück für 10 Euro insgesamt!!! In HH zahlt man ja schon 10-25 Euro für eine Kiste auf dem Schanzenflohmarkt) und ein Regal gebaut und aus noch vorhandenem Holz auch die Verkleidung. Check.

Und eines Tages kramte Martín ein Tischtennis-Netz heraus und brachte es an unserem Esstisch an – zack, war die Tischtennis-Platte fertig und es wurden ein paar Matches geschmettert. Das erinnerte mich an Kindertage, als wir zum Teil die Tischtennisplatte im Wohnzimmer stehen hatten und diese dann als Esstisch benutzen. Dieses Mal zwar andersrum, aber genauso praktisch 🙂

Und wann immer man draußen rum lief, war es einfach nur leer. Restaurants und alles geschlossen. Cafés z.T. geöffnet, aber nur To Go möglich, alles drinnen leer. Egal ob Sonne oder Wolken, kaum eine Menschenseele auf den Straßen. Und wir immer immer immer mit Masken. Seit März. Sobald wir das Haus verlassen und auf die Straße treten. 

Was mir aber ganz wichtig ist, hier klar und deutlich zu sagen: Es geht mir gut und es geht uns gut. Wir haben uns total an die Situation gewöhnt und es geht uns gut damit. Wir machen das Beste draus. Mal gelingt das nicht so gut, aber insgesamt ist wirklich alles ok und wir leiden nicht unter der Situation, weil wir einfach auch Dinge machen, die man nicht darf und jeden Tag rausgehen und nicht nur 500m vom Haus entfernt, wie vorgegeben, etc. und uns so unsere Freiheit bewahren. Bisher wurden wir nicht kontrolliert, hoffen wir, dass es so bliebt. 

 

 

 

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