Wow! Ich bin seit 5 Wochen zurück hier in Buenos Aires und habe noch nicht einen Blog-Eintrag geschrieben. Und bin auch noch nicht mal dazu bekommen, darüber nachzudenken, ob ich einen schreibe. Nun habe ich aber etwas Zeit. Also von vorne.
Ende Januar hieß es wieder Abschiednehmen von Hamburg und bepackt mit 2 großen Koffern und großem (übergroßem) Handgepäck sollte es losgehen in die Sonne.
Mein Flug war ruhig und führte durch wundervolle Wattewolken, an denen ich mich nie sattsehen kann, weil ich es einfach jedesmal wieder wunderschön finde.
Es war so geplant, dass ich an einem Freitag morgen lande und wir dann an dem Wochenende in meinen Lieblingsstadtteil Palermo umziehen. In die Calle Fitz Roy. Martín hätte den Umzug schon eine Woche vorher gemacht, aber ich wollte unbedingt dabei sein. Nicht des Umzugs wegen, sondern, weil ich nicht wieder zu den beiden ziehen wollte sondern, dass wir gemeinsam in die neuen Wohnung ziehen und es somit komplett unser neues Zuhause ist.
Martín wollte also alle großen Möbel, die nicht mitkommen, schon vorab einlagern und alles Weitere fertig packen, da am Freitag Nachmittag der Umzugswagen kommen sollte. Wir hatten bereits einige Möbel für die neue Wohnung bestellt, die nach und nach auch schon in die neue Wohnung geliefert wurden. Und die neue Putzfrau hat mit den Jungs zusammen auf meinen Wunsch hin auch schon die neue Wohnung einmal komplett sauber gemacht, so dass wir dann auch gleich auspacken können am Wochenende. So die Theorie.
Als meine Kollegin, die mit einem Kolumbianer verheiratet ist, mich warnte, dass „Umzug in Deutschland“ nicht gleich „Umzug in Südamerika“ ist, ahnte ich schon, dass ich mich wohl etwas entspannen müsse und meine Deutsch-Jungfrau-Orga-Ordnung-Planungs-Mentalität gechallegend würde. Und so sollte es kommen.
Ich landete und es fühlte sich nach Nachhausekommen an. Als ich Martín da am Flughafen mit Blumen in der Hand stehen sah, war ich einfach glücklich. Aber auch müde. Ich hatte zwar ganz gut geschlafen und insgesamt sogar um die 7 Stunden die Augen zu gehabt auf dem Flug, aber Reisen schlaucht ja irgendwie immer und schlafen im Flieger ist ja auch nicht schlafen im Bett. Aber nun gut, ich wußte ja, was auf mich zukommt und das heute ein Umzugstag sein würde. Also los. Wir fuhren zunächst nochmal in die alten Wohnung. Dort wurde ich plötzlich ganz wehmütig und obwohl ich ja die treibende Kraft für einen Umzug war, war ich etwas melancholisch, als ich da so stand in Larsen 2992.
Aber die Melancholie verflog, als wir in die neue Wohnung fuhren – wie aufregend. Klar hatte ich die ja auch vor Ort mit ausgesucht, aber es war schon aufregend, nun in unsere erste gemeinsame Wohnung zu fahren. Und dort stand schon alles, was die Jungs nach und nach hingebracht hatten (zwar nicht nach Zimmern sortiert und kaum beschriftet (außer die Sachen von Maxi, Hut ab), aber hey: ooommmmmmmm) und die neuen Möbel waren da. Das war toll, die endlich in Natura zu sehen, denn die hat Martín alle vor Ort bestellt und ich hab sie nur über WhatsApp Bilder gesehen bisher. Alles war geputzt und vorbereitet …
… bis wir unser Schlafzimmer betraten. Am Tag zuvor waren noch Handwerker da, die etwas im Parkettfussboden ausbessern mussten und deshalb den gesamten Boden abgeschliffen und neu versiegelt haben. Dass es ziemlich stark roch, konnten wir mit dem Öffnen der Fenster relativ schnell regeln. Martín hatte am Tag zuvor einen Paralleltermin, so dass Maximo die Handwerker reinliess. Dass diese ohne Filter und ohne „Staubsauger“ arbeiteten als sie den Fußboden abschliffen, wurde uns also erst jetzt klar. Denn Maxi wußte natürlich mit seinen 14 Jahren nicht, wie man es eigentlich macht. Das Resultat: Eine rötliche Staub-Schicht an jeder Wand, an der Decke, am begehbaren Kleiderschrank ohne Tür, überall im Bad – einfach Ü B E R A L L !
Ich gucke aus dem Fenster von unserem Balkon/ Wintergarten im 9. Stock und dieser Blick entschädigte mich zumindest etwas:
Also los. Es blieb uns nichts anderes übrig, als zu putzen. Genau das, was ich natürlich hatte vermeiden wollen, passierte. Mit der Flieger-Müdigkeit in den Knochen zog ich mich um und wir starteten mit dem Putzen. Wir wischten die Wände ab, einmal, nochmal und nochmal. Denn bis diese braun-rötliche Staubschicht keine Spuren mehr hinterliess, dauert es. Martín fuhr dann in die alte Wohnung, da der Umzugswagen ja kam und ich putzte weiter in der Affenhitze, die an dem Tag war. Ich habe Südamerika verflucht an dem Tag (naja, nicht ganz), aber ich war einfach mega kaputt. Aber Augen zu und durch und nach vielen Stunden und vielem Packen lagen wir Abends in unserem neuen Bett, die Klamotten waren zu 80% in einen sauberen Schrank eingeräumt, in der Küche fand man zumindest Teller und Gläser und Maxi wußte, wo die nächsten Bäckerei ist, die uns mit „Sandwiches de Miga“ (weiße dünn gerollte Toastbrotscheiben ohne Rand mit Thunfischpaste oder Käse-Schinken oder oder oder – mega typisch für Buenos Aires) fürs Abendbrot versorgten.
Die Tage danach stellte sich heraus, dass meine Kollegin zumindest zum Teil recht behalten sollte, denn es dauerte noch einige Stunden in der alten Wohnung, bis wirklich alles raus und abgeschraubt war. Bis alle Löcher gestopft und alles grob überstrichen war. Aber ich muss Martín in Schutz nehmen, denn wir hatten von Tag 1 in der neuen Wohnung W-Lan, neue Verträge mit Licht, Strom usw. und die kaputte Klimaanlage hatte er auch rechtzeitig reparieren lassen. Er kennt mich. Und weiß, wie ich sonst ausgeflippt wäre. Ein Liebesbeweis, der über Blumen hinausgeht. Denn ich weiß, was ihn das an Kraft kostet, meinem deutschen Anspruch in einigen Dingen gerecht werden zu wollen. Und ich übe mich mehr und mehr in Gelassenheit.
Es war geschafft. Wir waren eingezogen!