Klimastreik – allein allein

An meinem ersten Freitag hier, also heute vor einer Woche, war ja weltweiter Klimastreik. Ich sah die Bilder der Menschenmassen, die in Hamburg und den anderen Städten auf die Straße gingen und fühlte mich schlecht, nicht dabei sein zu können. Nach wirklich langer Suche online fand ich endlich einen Aufruf zum Klimastreik hier in Buenos Aires. Und machte mich auf mit der U-Bahn zum Plaza de Mayo, dem Rathausmarkt. In der Erwartung auch dort Menschenmassen anzutreffen.

Doch es kam anders. X-mal checkte ich die Uhrzeit, den Ort und dachte, das kann doch nicht sein, dass niemand, also wirklich niemand, hier ist. Die Polizei-Mannschaftswagen sowie der Wagen von einem lokalen TV-Sender sagten mir, dass sie auf irgendeine Demo vorbereitet sein müssen. Aber alle Menschen, die dort waren, lagen auf dem Rasen rum, aßen und machten offensichtlich Mittagspause. Ich kenne Argentinien ja inzwischen ein bisschen und dachte mir hey, es ist erst 13.20h, um 13h sollte das losgehen, die kommen noch. Um 13.40h ging ich dann und wollte mir etwas zu Essen kaufen. Da steh ich dann in der Schlange und bestelle Empanadas (diese typischen Teigtaschen) und die Verkäuferin will sie mir in einer Plastiktüte geben. Ich sage nein danke, ohne Plastiktüte bitte, eine Serviette reiche. Sie guckt mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank. Dann kaufe ich ein Wasser in einer Glasflasche. Ich bezahle und sie reicht mir einen Plastikbecher. Will ich nicht. Krass, wie normal das hier noch ist. Als ich rauskomme und wieder auf den Platz gehe, schöpfe ich Hoffnung. Da steht in der Tat eine Gruppe mit Plakat. Von Patagonia, dieser Outdoor-Marke. Sieht aber eher aus wie ein Team-Ausflug. Na gut, wenn er für einen guten Zweck ist, dient er ja auch. Ich sehe noch 2-3 weitere Gruppen, naja, eher Grüppchen da herum stehen. Einmal machen alle kurz einen Kreis und halten sich an den Händen. Sind dann aber verloren und wissen auch nicht, warum oder wozu.

Ich betrachte das Geschehen und um 14.30h hat sich alles aufgelöst. Enttäuscht und irgendwie etwas gefrustet beschließe ich, das Beste aus der Situation zu machen und laufe zu Fuß in den neuesten Stadtteil von Buenos Aires, Puerto Madero, den ich noch nicht kenne und der ein wenig an die Hamburger Hafencity erinnert. Die Sonne scheint, ich laufe über die bekannte Brücke (puente de mujer (Brücke der Frau)) vom Architekten Calatrava und denke immer wieder, was es für ein wundervoller Tag ist, was ich für ein Glück habe, hier durch die Sonne zu laufen und hier sein zu können.

Dann setze ich mich in ein Café. Und bekomme einen Kaffee mit Plastiklöffel. Es weht ziemlich und überall weht der Müll rum, auch das Plastikbesteck von den Café-Tischen und die Servietten – und es interessiert einfach keinen. It´s a loooong way to go. Auf der anderen Seite gibt es Gegenden hier, in denen man nicht mal gegen Bezahlung mehr Plastiktüten in den Supermärkten bekommt sondern nur noch Papier, überall in den Parks stehen zwei Mülleimer nebeneinander (einer für Normalmüll, einer für Recycling). Sehr unterschiedlich offensichtlich. Immerhin habe ich es geschafft, dass meine beiden Jungs Zuhause seit einem Jahr recyceln. Schritt für Schritt.

2 Gedanken zu “Klimastreik – allein allein

  1. Hier in Canada (Nordontario) habe ich vor ein paar Tagen Greta Thunberg und ihren Streikfreitag erwähnt und nur fragende Blicke geerntet. Immerhin ist das Thema bekannt und langsam aber sicher findet findet man vermehrt Alternativprodukte zu Plastik. Es wird jedoch dauern, bis das Bewusstsein alle Gesellschafts- und Altersschichten erreicht hat.

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  2. Was ist in der alten Welt anders? Überall laufen die Menschen mit ihren Einwegkaffeebechern herum. Und so weiter. Plastiktüten sind in Tansania verboten, nicht etwa in D., das kann sich dieses Land nicht leisten, nicht wahr!

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