Seitdem Martín und ich uns im März 2018 kennengelernt haben, reden wir darüber, wie es weitergeht. Am Anfang war das alles noch etwas vage, aber relativ schnell wurde es konkreter. Hamburg. Oder Buenos Aires. Oder einfach Spanien, weil es mit der Sprache einfacher ist und trotzdem nicht ganz weit weg für mich. Aber dann hätten wir beide weder Freunde noch Familie noch einen Job vor Ort. Keine gute Idee. Also Hamburg oder Buenos Aires.
Dass das für jeden für uns ein riesiger Schritt sein würde, war klar. Dass wir beide grundsätzlich bereit wären, diesen Schritt für den anderen zu gehen, war ebenfalls schnell klar. Was grundsätzlich ja erstmal eine gute Basis ist. Wir dachten, das größte Thema wäre Maximo, doch der sagte relativ schnell, dass er sich das gut vorstellen könne und von ihm aus könnten wir ruhig nach Deutschland ziehen (zu dem Zeitpunkt war er aber noch nie in Deutschland, zum Glück hat sich seine Meinung nach dem Besuch jetzt hier im Sommer aber auch nicht geändert). Somit konnten wir die Entscheidung aber auch nicht mehr auf Maximo schieben und ihn quasi als „Entschuldigung“ nutzen, dass es ja nur eine Möglichkeit gäbe. Für Deutschland sprechen natürlich die objektiven Themen wie Sicherheit, Stabilität des Landes, Job-Situation. Für Argentinien dahingegen sprechen Themen wie Lebensfreude, die Steaks und mein Wunsch, noch einmal in einer anderen Kultur zu leben für einige Zeit. Eine Zeit des Haderns fing an, denn wenn man wirklich konkret über solch eine Entscheidung nachdenkt und sich mehr und mehr der möglichen Konsequenzen bewusst wird, dann wird sie immer schwerer und die Angst besiegt an vielen vielen Tagen den Mut.
Als ich damals in Buenos Aires gelandet bin und das erste Mal in Argentinien war, war gerade fast die Hälfte meines Sabbaticals rum. Ich habe nicht wirklich Tagebuch geschrieben, aber ein Gedankenbuch dabei gehabt, in welches ich immer mal wieder Ideen und Gedanken notiert habe, die mir während der Reise kamen. Unter anderem steht dort am zweiten Abend in Buenos Aires: Hier würde ich gerne mal eine Zeit lang leben. Da kannte ich Martín noch nicht einmal.
Nachdem Martín dann Weihnachten hier in Hamburg war, meine Familie und Freunde kennengelernt hat und wir eine so schöne Zeit hatten, war klar, dass wir jetzt auch mal eine Entscheidung fällen müssen, weil wir nicht länger ständig 2 Monate voneinander getrennt sein wollen. Diese Zeiten habe ich immer in einen Kalender, der in meiner Küche hängt eingetragen, also quasi die Vorfreude-Zeiten bis zum nächsten Mal sehen. Und dann, ich kann mich heute gar nicht mehr an den Tag erinnern und weiß auch nicht mehr, warum es an dem Tag war, aber es kam der 2. Februar, ein Sonntag und ich hab beschlossen, nach Argentinien zu ziehen. Ich erinnere mich auch nur so genau an den Tag, weil ich ihn in dem Küchen-Kalender markiert habe.
Natürlich war ich bereits am 3. Februar nicht mehr so überzeugt von meiner Entscheidung, aber mit dem Eintrag in den Kalender hatte ich etwas in mir losgetreten. Man sagt ja oft, dass man Wünsche, Träume, Entscheidungen aufschreiben soll, weil sie dann irgendwie manifestiert sind und das Ziel klarer vor Augen liegt. So ging es mir in diesem Fall auch und ich merkte eins:
Ich habe natürlich – wie ich eben so bin – meine Entscheidungsfindungsphase mit Freunden und Familie lang und breit geteilt und mir alle Meinungen von „Das musst Du absolut machen!“ bis hin zu „Um Gottes Willen, bist Du verrückt!“ angehört, bis ich irgendwann mehr und mehr merkte, dass ich meine Entscheidung eigentlich vor langer Zeit bereits in mir getroffen hatte. Trotzdem ist es gut, nochmal Themen abzuwägen, Punkte von anderen mit aufzunehmen und zu durchdenken und am Ende in sich hineinzuführen, ob man bei seiner Entscheidung bleibt oder doch zu viele Zweifel da sind. 10 Tage nach dem 2. Februar war ich mit meinen Freundinnen Moni und Neitschi auf Sylt, wir gingen – überraschenderweise – zusammen shoppen und plötzlich hielt ich ein Sweatshirt in den Händen mit der Aufschrift „take the risk or lose the chance!“ Ich wertete es als Zeichen (ich bin ja überzeugt davon, dass Nichts ohne Grund passiert), kaufte ihn, entschied mich nochmal (diesmal so richtig und quasi unter Zeugen) FÜR ARGENTINIEN und trug von nun an meinen Entscheidungs-Pulli.
Danach gab es natürlich noch ewig viele Aufs und Abs, VorfreudeMomente und Zusammenbrüche. Aber zum einen ist das wohl ganz normal und zum anderen bin das ja eben auch einfach ich. Doch eins muss ich schon sagen (ja, ich liebe Sprüche), es stimmt, was man so oft liest und was auch immer alle irgendwie sagen:
Man fühlt sich danach irgendwie befreit. Und ich habe so oft gedacht, man, wie lange Du dafür gebraucht hast, dabei wußtest Du es doch eigentlich von Anfang an, dass Du Dich so entscheiden wirst. Aber das geht mir oft so, stelle ich fest. Kann ich nur draus lernen und versuchen, die nächsten großen Entscheidungen nicht so lange mit mir rum zu tragen und auf mein Bauchgefühl zu hören. Bauch und Herz wissen ja in der Regel immer ganz gut, wo es langgeht. Und dass ich mal den Kopf ganz ausschalte dabei, das wird wohl so oder so nie passieren.
Und wenn das alles schief geht, dann komme ich eben wieder her. Oder wir zusammen. Das sehen wir dann. Und dann zähle ich auf Euch.
Aber dann habe ich es zumindest ausprobiert. Man bereut ja immer nur die Dinge im Leben, die man nicht getan hat.
If you never try, you´ll never know. So ist es eben.
Wow, ich finde es toll! Eine mutige Entscheidung- aber bestimmt der richtige Weg, wenn Dein Bauchgefühl dabei gut ist. Drücke Euch ganz doll die Daumen, dass der Traum vom gemeinsamen Leben bald in Erfüllung geht!!
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Hi, ich habe noch nie kommentiert und trotzdem jeden neuen Artikel von dir gelesen. Ich kenne das wenn man zwischen zwei Welten hängt und wie das einen zerreißen kann. Man kann es natürlich positiv sehen, man hat zwei Welten aber ich sage inmer die Seele braucht auch seine Zeit um hinterherzukommen egal wo man hinfliegt. Ich denke es ist alles gelenkt, warum bist du damals dort hingeflogen und auf einmal steht er vor der dein Traumprinz. Ihr seid ein wirklich authentisches Paar. Also nutzt eure Chance, was habt ihr zu verlieren. Und Hamburg umarmt jeden ganz warm der zurück kommt. Ich drücke euch ganz fest die Daumen. Ihr schafft das.
Allerliebste Grüße von einem Nordlicht
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