Ein laaaanger Weg

So eine Fernbeziehung hat ja was. Gutes, Schlechtes, Herausforderungen. Eine Fernbeziehung über 12.000km ist dagegen noch einmal anders als Hamburg-Köln oder so. Denn man kann nicht mal eben kurz hinfahren, wenn die Sehnsucht gerade mal ganz doll ist oder wenn man sich gestritten hat und sich zum Vertragen auch gern mal kurz in den Arm nehmen würde. So echt. Richtig. In der Realität. Ohne virtuell und so.

Gut ist, dass man ewig miteinander redet. Jeden Tag. Lange. Viel. Über alles. Weil einem einfach auch nichts anderes übrig bliebt. Das ist toll, denn man lernt sich unglaublich gut kennen, bekommt eine emotionale Nähe auf eine ganz neue Art und Weise und lernt sich, vor allem ich im Spanischen, besser auszudrücken und auch besser gegenseitig zu verstehen.

Ganz doof ist, neben dem WirSehenUnsNurAlleZweiMonate, wenn der Alltag einen überrollt und man am liebsten gar nicht reden sondern einfach nur mal gemeinsam auf dem Sofa liegen und Netflix gucken möchte. Das geht aber nicht, also „muss“ man reden. Manchmal stellen wir auch einfach nur die Telefone mit Video irgendwo in die Wohnung und jeder macht sein Ding: Wäsche aufhängen, Kochen. (Den Tipp hab ich von meiner BuenosAiresFreundin Julia und das klappt gut. – Also nicht das mit dem Wäsche auf hängen und Kochen sondern da mit dem Telefon einfach mal hinstellen und nicht nur aktiv zu telefonieren.) Das hat dann schon ein wenig von gemeinsamem Alltag. Naja, zumindest ein wenig. Ich bin kein guter „Ich-muss-jetzt-reden-Mensch“. Ich krieg dann schlechte Laune und werd zickig. Und dann gibts auch mal Streit. Ja und das ist doof über die Distanz. Man kann ja nicht mal ne Tür knallen, wenn man mal richtig sauer ist. Aber man kann auch nicht um die Ecke geschlichen kommen mit Hundeblick, der sagt „tut mir leid“. Man muss wieder: REDEN. Es ist ein Teufelskreis, hahaha.

Zum Glück streiten wir nicht oft und wir versuchen auch beide, uns auf Mentalität und Traditionen und Kulturen und all so was, einzulassen und uns zu verstehen. Geht ja auch gar nicht anders. Also lese ich jetzt das:

Gebrauchsanweisung

Es ist sehr amüsant und gleichzeitig interessant, gibt viel Aufschluss über Kultur und Mentalität und all die liebenswerten (und auch die weniger liebenswerten) Eigenheiten dieses Landes und der Leute in Argentinien. Manchmal denke ich „ach so, jetzt versteh ich, woher das kommt!“ und manchmal denk ich „was? wie? Oh Gott, nein, das kann ich nicht.“ Aber man wächst ja mit seinen Aufgaben. Und fremde Kulturen sind einfach spannend. Wir Deutschen tendieren ja immer dazu, dass alles, was wir machen und wie wir es machen, richtig ist. So macht man es halt. Basta. Wenn man mal ne Sekunde drüber nachdenkt, ist das ja aber gar nicht so. Geht auch nicht um Rechthaber oder richtig/falsch. Geht um Kompromisse. Neues kennenlernen. Ausprobieren. Seinen gemeinsamen Weg finden. Das ist ein Prozess. Ein langer Weg. Nicht immer einfach. Aber er ist es definitiv wert.

Ein Gedanke zu “Ein laaaanger Weg

  1. Vielen Dank für den Tipp. Ich plane zwar nicht nach Argentinien umzusiedeln (war noch nicht dort), aber da mich mit Südamerika beschäftige, ist es auch interessant für mich.

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