Es ist lange her, um genau zu sein, 15 Jahre, dass ich eine längere Zeit in einem anderen Land gelebt habe. Die letzten zwei Monate in Argentinien waren Vieles – wunderschön, aufregend, zum Verzweifeln, interessant, lustig, neu, spannend,… und ich könnte ewig so weitermachen. Insgesamt waren sie definitiv die richtige Entscheidung und werden unvergessen bleiben. Und wie in jedem anderen Land schimpft man ja gerne mal über Dinge, die ungewohnt sind, die einem nicht den Komfort bieten, den wir in Deutschland gewohnt sind, die neu, anders und irgendwie „seltsam“ sind.
Und nun ist meine letzte Woche hier angebrochen und mir bewußt, dass am Ende wohl wieder einmal genau die Dinge sein werden, über die ich mich aufgeregt habe, die ich vermissen werde. Denn es sind genau die Dinge, die das Leben hier eben anders machen und weil wir was anderes wollen, gehen wir ja überhaupt erst auf Reisen.
Ich habe in den letzten Monaten einige Aspekte zusammen getragen, die anders sind, sonderbar und oft auch wirklich kurios… und nein, ich werde nicht alles vermissen, so viel steht fest.
Nur ne Nummer – Man muss in Buenos Aires Nummern ziehen. Überall. Egal, ob in der Bank, um bedient zu werden, im Papier- und Bastelladen, im Sportartikelgeschäft, beim Schlachter, im Möbelläden, überall.
Hoch hinaus – Ich bin mir nicht sicher, ob die Plateau-Absätze, die ich 1998 getragen habe, NOCH modern sind hier oder SCHON WIEDER… aber auffällig ist, dass wirklich jede sie trägt… in jedem Alter…
So ein Sch… – Es ist einfach nur eklig: Hundeschiete (wie wir in Hamburg so schön sagen) liegt überall MITTIG auf dem Gehweg und zwar nicht ab und zu mal hier und da, nein, überall und ständig. Fürchterlich! Nein, wird nicht vermisst!
Oh Tannenbaum – Auf meine Frage, was eigentlich in dem Karton oben auf dem Kleiderschrank sei, kam die Antwort: Der Weihnachtsbaum. Äh what? Und da erinnerte ich mich daran, als meine Freundin Jana nach Italien zog und geschockt war über einen aufklappbaren Plastiktannenbaum zu Weihnachten, der schon mit Deko fix und fertig im Karton war. Tja, und die gibt es hier auch. Ok, Weihnachten ist hier auch im Sommer und ob ich die Diskussion, ob ein einmalig gekaufter jahrelang haltbarer Plastikbaum nun besser für die Umwelt sei, als einen Echten für ein paar Wochen zu kaufen und ihn dann wegzuschmeißen, gewinnen konnte, ist auch offen…. aber hey! Es ist Weihnachten. Für mich ist es schon kein Weihnachten, wenn es keine echten Kerzen am Baum gibt. Aber nicht mal n echter Baum… indiskutabel!
Tu es NICHT – Man darf aufgrund des geringen Wasserdruckes nirgends (außer Zuhause, wenn man es richtig eingestellt hat) Papier in die Toilette werfen… ich stelle immer wieder fest, dass das so ein Automatismus bei mir ist, dass ich das Schild lese, noch drüber nachdenke und zack, ist das Papier drin… zum Glück bisher ohne weitreichende Verstopfungs-Folgen (also das Klo meine ich).
Trimm Dich – Hier gibt es überall kleine Parks mit vielen Sport-Möglichkeiten, Basketball- und Fußballplätzen, Spielplätzen, Tischtennisplatten, etc. etc. UND mit Zirkeltraining-Geräten. Wirklich an jeder Ecke. Nicht, dass ich sie einmal benutzt hätte. Aber theoretisch wäre es möglich gewesen.
Drücken musste – Ich mache genau ein einziges Mal den Anfängerfehler und fahre zur Feierabendzeit U-Bahn. Keine gute Idee. Ich komme nur schwerlich überhaupt runter zur U-Bahn aufgrund der Menschenmassen. Dann muss ich, obwohl ich mir beim Drängeln echt Mühe gebe, zusehen, wie 4 (vier!) U-Bahnen ohne mich wieder abfahren. Die fünfte ist meine, ist quetsche mich rein, versuche krampfhaft, meine Handtasche an mich zu drücken, damit keiner rankommt (was auch Quatsch ist, weil sie nicht mal jemand öffnen könnte bei dem Gedränge) und dann höre ich immer wieder die Durchsagen: Wir möchten Sie bitten, auszusteigen, die Bahn ist überfüllt, so können wir nicht losfahren. Ich kann zwar kaum atmen, aber no not! Ich steige nicht wieder aus. Irgendwann geht es los und ich bin froh um die Klimaanlage (trotz Winter), aber deutlich froher noch, als ich endlich aussteigen kann. Puh!
Das ist natürlich noch nicht alles, weiter gehts beim nächsten Mal 🙂