Neben Tabak und Rum ist Zucker DAS Thema auf Kuba. Überall bekommen wir als Gruppe Zuckerrohrsaft (meeega süß) zur Verkostung mit – na klar – Rum! Wir besichtigen so einige Zuckerbaron-Paläste, einen mit einem traumhaften Blick über die Stadt Trinidad und wir bekommen einen tollen Einblick in das Leben damals. Die Zuckerbarone mit ihren Palästen auf der einen Seite und die Sklaven, die aufgrund von Arbeitskräftemangel in Afrika gefangen genommen und nach Kuba per Schiff transportiert wurden, auf der anderen Seite. Trinidad war eine der reichsten Städte damals wegen der Menge an Zuckerrohr, die es hier gab. Wir besichtigen einen Sklaventurm, von wo aus man einen tollen Blick über die Weite hat, damals natürlich zur Kontrolle und Bewachung der Sklaven. Am Rande verkaufen sie gestickte Tischtücher und u.a. auch Churros, die ich in meiner Studienzeit in Spanien lieben gelernt habe. Ich gehe mit dem Guide hin, er fragt, was sie kosten. Antwort: „Für sie (zeigt auf mich) 5 Convertible Pesos, für Dich 25 Cents.“ ALTER! Nicht mit mir Freunde der Sonne… er hat natürlich nicht damit gerechnet, dass ich ihn verstehe… ich frage also ganz frech, warum es für mich so viel teurer wäre.
Er: Du bist Touristin. Ich: Stimmt nicht, ich lebe hier. Ach. Also dann 25 Cent. Geht doch! Der Guide hat sich totgelacht über meine Dreistigkeit, fand es aber gut. Dann wollte ich eine Tunika anprobieren und zack, stand ich im Schlafzimmer der Verkäuferin, die ihren Stand direkt vor ihrem Haus hatte und probierte die Bluse an. Alles so pragmatisch und simple, irgendwie herrlich. Später besuchen wir erst ein Dampflock-Museum und dann die Zuckerfabrik nebenan, die heute nur noch als Museum gilt. Von 158 Zuckerfabriken sind heute nur noch 53 aktiv am Produzieren durch den Zusammenfall der UdSSR und der Öffnung des Weltmarktes für Zucker. Viele, die früher im Zuckeranbau und in der Zuckerproduktion gearbeitet haben, arbeiten heute im Tourismus. Das Museum (eine frühere Fabrik) zeigt deutlich die einzelnen Schritte des Prozesses, was sehr interessant ist. Brauner Zucker war das Primärprodukt der Produktion, dann kam Zuckerrohrschnaps, Zuckerrohrsaft, etc.. Als wir auf dem weiteren Weg im Bus unterwegs sind und Arbeiter auf einem Zuckerrohrfeld sehen, halten wir an und reden mit ihnen. Sie arbeiten in Schichten 24/7 auf diesem Feld, haben ihre kleine Küche dabei und sind gerade dabei, Feuer zu machen, um Süßkartoffeln zum Mittag zu kochen.
Über Nacht bleiben wir in Trinidad, einer wirklich schönen bunten Stadt, wo wir nach einem Stadtrundgang nachmittags ein wenig Zeit hatten, einfach mal am Pool zu relaxen, was wirklich gut tat. Abends nach dem Essen sind wir gemeinsam mit der Gruppe nochmal los gegangen in die Stadt. Wir waren in einer Salsa-Outdoor-Bar, wo herrliche Musik gespielt wurde, es gab Mojitos und einige Kubaner haben getanzt – und die Touristen haben geguckt 😉 Auch ein trauriges Bild irgendwie, wie im Theater. Alle Deutschen sitzen da ohne jegliche Bewegung (außer der, das Glas zum Mund zu führen) und die Kubaner bewegen ihre Körper im Rhythmus, als hätten sie ihr gesamtes Leben nichts anderes getan – die haben es eben einfach im Blut. Sieht schon toll aus! Ich wünschte, ich könnte so tanzen! Als die Band wechselt, sind 15 Minuten Pause und ich höre aus der Reisegruppe überall „endlich Ruhe“, „man, das ist aber auch laut“ und denke: In dem Punkt bin ich doch mehr Kubanerin als Deutsche. Fast alle gehen zurück ins Hotel, ich schnappe mir Katja (30), die mit ihrer Familie und ihrem Freund (der leider krank im Bett lag) reist und unseren Busfahrer Adolfo und wir ziehen noch weiter in eine weitere Openair-Bar, wo es erst relativ leer ist, es sich mit der Zeit aber füllt und Adolfo irgendwann sagt, das würde so nicht weitergehen mit uns, wir müssten jetzt tanzen. Er bestellt weitere Mojitos mit der Begründung, das wäre wie Öl für den Körper und danach könne man sich ganz von alleine zur Salsa-Musik bewegen. Spaß hatten wir auf jeden Fall und als wir später den Berg hoch zurück im Hotel waren, waren wir auch wieder nüchtern.
Eine Nacht haben wir in Las Terrazas, einer Bauernkommune in einem Naturschutzpark übernachtet mit herrlichem Blick auf die Landschaft. Das Hotel im von der UNESCO als Biosphärenreservat ausgewiesenen Gebiet hat sogar einen schönen Pool und es tut gut, mal ganz alleine dort eine Stunde in Ruhe zu lesen und ohne andere Leute um mich herum zu relaxen. Den Abend habe ich mit der 6er Gruppe an 60-56 Jährigem aus Hessen verbracht, wir haben abends am Pool gesessen, was wirklich super nett war. Am Morgen gab es draußen Frühstück, was ich auf Kuba bis dahin noch nicht erlebt hatte und der Blick beim ersten Kaffee war einfach wunderschön. Die Natur hier ist schon wirklich ein Traum.
Am nächsten Tag ging es weiter und wir kamen u.a. an einem Haus vorbei, an dem noch die original Einschußlöcher von 1961 zu sehen waren vom Angriff der Amerikaner auf Kuba. Solche Zeitzeugen gibt es noch relativ viele hier auf Kuba. Unser Ziel war an dem Tag der Ort Cienfuegos, UNESCO Welterbe, wo wir zunächst das Teatro Terry besichtigen, welches mich doch sehr an das Theater in Buenos Aires erinnert, auch wenn dieses hier leider sehr heruntergekommen ist, die Decke von der Feuchtigkeit durchfressen und überall Schimmel und Löcher, leider. Aber sie sind dabei, es zu restaurieren. Man sieht anhand solcher Gebäude, wie gut es den Leuten hier früher einmal ging. Cienfuegos hat ansonsten eine kleine Fußgängerzone aufzuweisen und eine kleine Mole am Hafen. Die Stadt wird „Stadt der Säulen“ genannt aufgrund der vielen herrschaftlichen Gebäude mit den großen stattlichen Säulen. Nach dem Dinner im Hotel haben wir mit Teilen der Reisegruppe noch eine Cubata (Cola, brauner Rum, Limette) auf der Dachterrasse des Hotels getrunken bei Salsa-Musik und tollem Blick über die Stadt.
Am letzten Kuba-Abend übernachten wir in Remedios und ich habe ein tolles Zimmer mit Balkon in Richtung des Marktplatzes. Ich liege auf dem Bett und die Sonne scheint rein, herrlich relaxing. Abends treffen wir uns noch einmal und gehen gemeinsam in die Kirche. Es ist der Beginn der Karwoche und es ist gerade Gottesdienst. Die Gemeinde geht betend und singend in der Kirche umher wie bei einem Kreuzzug. Ich kannte das so bisher nicht, aber es hat etwas Beruhigendes, Schönes, eine mystische Atmosphäre irgendwie. Ich sitze dort in der Kirche und werde ganz ruhig und genieße es einfach. Nach einer Stunde ist die Messe zu Ende und wir überlegen, was wir am letzten Abend noch so unternehmen. Also gehen wir noch in eine Bar und wollen ne Kleinigkeit essen. Essen? Nee, gibt es nicht. Nächste Bar, nächstes Restaurant, nichts. Kuba eben. Dann die letzte Hoffnung… es gibt keine Sandwiches oder irgendwas, aber Pommes. Gut, dann Pommes. Und nochmal Piña Colada und Mojitos. Abschiedsgetränke von Kuba. Die brauch ich jetzt auch im nächsten Jahr nicht mehr.
Am letzten Tag sind wir 1.750km zurück nach Havanna gefahren. Also der Guide, der Busfahrer und ich. Alle anderen haben wir vorher nach Varadero gebracht. Varadero ist wie ein künstlicher Ort, eine 22km lange Halbinsel auf Kuba, für Touristen. Es gibt nur all inclusive Hotels und Luxus pur. Könnte aber überall auf der Welt sein, hat nichts mit Kuba zu tun. Aber ich sage, ich möchte einmal in Kuba am Strand sein und zumindest die Füße ins Wasser halten. Ich brauchte 15 Minuten, bis ich durch die riesige Anlage den Strand erreicht habe, Wahnsinn. Aber dann habe ich die Füße am wirklich schönen Strand im wirklich schönen türkisenen Wasser. Und ich bereue einen Moment lang, dass ich mich nicht auch für die DERTour-Verlängerungsoption auf Varadero entschieden habe. Aber eine Woche als blonde Frau alleine auf Kuba am Strand war mir einfach zu anstrengend und alles macht man dann eben doch nicht alleine.
Also ging es zurück nach Havanna, ich hatte eine tolles Hotel zum Abschluss und habe es genossen, noch einmal durch die Stadt zu laufen und das echte Kuba zu spüren. Viele fragen mich, wie mein Fazit zu Kuba lautet. Schwierig. Alles nicht so schlimm, wie erwartet. Hotelzimmer selten ganz sauber und oft muffig und feucht. Essen deutlich besser als erwartet. Kein Relax-Urlaub (außer man fährt nach Varadero), aber ich habe viel gelernt und fand es sehr interessant und es war für mich auf jeden Fall die richtige Entscheidung, nach Kuba zu fahren. Und Havanna hat definitiv was.