Ganz ehrlich….ich hasse es. Ich hasse es wirklich. Dieses MittenInDerNachtAufstehenMüssen! Wenn ich weiß, dass um 2.30h der Wecker klingelt, weil ich um 2.50h abgeholt werde, um zum Flughafen zu fahren, dann ist an Schlaf nicht zu denken. Weil ich immer Angst habe, zu verschlafen. Und wenn sich dann im Nebenzimmer ein temperamentvolles südamerikanisches Paar stundenlang streitet und weder auf klopfen, rufen oder laut Musik anmachen reagiert, dann hilft das auch nicht gerade. Um 1.10h hab ich das letzte Mal auf die Uhr geguckt, um 2.05h klingelt das Zimmertelefon! Schnell wach, da keine Zeit für eine Tiefschlafphase war, hebe ich ab: „Sí?“ – Mein Transfer wäre da! JETZT?
Egal, ich habe die Info, er käme 2.50h, also keine Hektik! Er hatte die Info, dass er um 2.20h da sein soll und war, wie alle hier immer, gute 10-15 Minuten zu früh. Pech gehabt! Noch im Halbschlaf ausgecheckt und los geht´s also vom Hotel in Medellín zum Flughafen. Nachdem mir auf der Hinfahrt speiübel war durch die Serpentinen (nein, ein Sabbatical ändert wohl doch nicht alles….), habe ich dem Fahrer für die Rückfahrt klar gemacht, dass es durchaus nicht unwahrscheinlich ist, dass ich ihm sein gesamtes Auto vollspucke, wenn er nicht laaaasangsam um die Kurven gleitet. Die Angst im Nacken, fuhr er sehr bedacht und siehe da, ich habe es schadfrei überstanden! Um 3.20h war ich am Flughafen und sogar der Security Bereich öffnet erst um 4h….Wahnsinn…..frühfrühfrüh – ist einfach nicht mein Ding.
Der erste Flug (Medellín – Bogotá) war relativ entspannt, habe etwas geschlafen und stelle beim Landen fest, dass wir zu spät sind. Um genau zu sein, landen wir 15 Minuten vorm Boarding meines Anschlussfluges. Zunächst bleibe ich ruhig und denke mir „wird schon alles gut gehen, hat ja bis jetzt auch immer alles geklappt“. Als ich allerdings realisiere, dass ich nicht nur in einen anderen Terminal muss, sondern ja auch einen internationalen Flug von Kolumbien nach Peru antreten möchte, was also bedeutet: Passkontrolle UND Security… da bekomme ich doch leicht hektische Flecken und Schnappatmung. Pre-Pass-Kontrolle VOR Security geht noch einigermaßen schnell. Ich frage die nette Dame, als ich die lange Security-Schlange sehe, ob es einen Fast Track gebe, da mein Flug Verspätung gehabt hätte und mein Anschlussflug genau JETZT mit dem Boarding startet. Sie guckt mich an und sagt, ich solle mich an den Herrn bei der Security wenden. Ich denke noch: Mann ist einfacher zu überzeugen als Frau, also los. Aber er guckt mich mit dem selbem desinteressierten Gesichtsausdruck an wie sie und sagt nur: Fast Track gebe es hier nicht. Ach so. Und nun? Er war schon beim nächsten Problem-Gast. Ich versuche, hochzurechnen, wie lange wohl pro Person benötigt wird, viele Personen in der Schlange sind und … naja, schnell stoße ich – für Viele nicht überraschend – an meine Kopfrechen-Grenzen und denke, was soll’s, selbst ist die Frau: Also los! „Hola – lo siento mucho pero mi vuelo se ha retrasado y mi boarding es AHORA, por favor me dejen pasar?“… das sage ich ca. 10mal, an jedem Absperrband neu und es funktioniert. Nach 3 Minuten bin ich die erste in der langen Schlange. Ha! Security: check! Passkontrolle geht relativ schnell, ich renne zum Gate, lasse „Wasser kaufen“ und „Wasser lassen“ aus und bin da – komme fast als Letzte in den Flieger und…… BEKOMME EIN UPGRADE IN DIE BUSINESS CLASS! jippiyayyay! Ob ich gerne vorm Abflug schon ein Getränk hätte? Sekt, Orangensaft, Wasser? Ja gerne und zwar genau in der Reihenfolge bitte. Und dann lieber ein Omelett oder Arepas (Maisfladen, ganz typisch in Kolumbien, haben wir oft gegessen)? Schon sehr nett und lecker und dann dieser Platz den man hat. Ich wußte ja erstmal gar nicht, ob ich auf der rechten oder linken Hälfte meines Sessels sitzen sollte. Herrlich. Hab dann auch in Ruhe fast zwei Stunden schlafen können und bin etwas erholter in Cusco in Peru gelandet.
Dort sollte ich abgeholt werden. Gefühlte 50 Abholservice-Leute standen am Ausgang und ich sehe alle Namen der Welt, nur nicht meinen. Super. Tolles Gefühl. Der Platz leert sich. Abholservice-Leute werden weniger, Touristen werden weniger, ich bleibe. Warte. Gucke überall. Frage dann an der Information, ob sie mir den Gefallen tun würden und da mal anrufen könnten. Nee, das ginge nicht. Ach so, na dann danke. Irgendwann hat ein verbliebener Abholservice-Mann Erbarmen und bietet mir an, da anzurufen, nachdem ich ich 8mal auf- und abgelaufen bin wie auf einem Laufsteg. Genau in dem Moment sehe ich meinen Namen auf einem Schild, laufe hin und sagte, dass ich schon dachte, er hätte mich vergessen. Nee, aber mein Flieger wäre ja zu früh gewesen und er hätte die ganze Zeit im Auto gewartet. Ist klar. Mein Flieger war keine Minute zu früh, Du Pappnase. Egal. Ich komme im Hotel an und merke zum einen, wie k.o. ich doch bin. Und zum anderen stelle ich fest, dass es mir gut geht. Was deshalb zu bemerken ist, da wir uns auf 2.400m Höhe befinden. Was nicht mega hoch ist, aber wo Viele eben schon höhenkrank werden. In der Hotel-Lobby saßen zwei Damen mit Sauerstoffgerät. Aber auf 2.400m ging es mir vor vier Jahren auch in Chile gut und von daher: check! Ich ruh mich n Moment aus, merke, dass ich echt müde und kaputt bin (kein Wunder, es war 11.30h und ich hatte schon 2 Flüge und Busfahrten hinter mir), bin froh darüber, dass das einfache Hotel sauber ist und ordentlicher, als ich es erwartet hatte und gehe dann los zur City Sightseeing Tour durch Cusco. Um ehrlich zu sein, war Cusco für mich nur Mittel zum Zweck, um zum Machu Picchu zu kommen. Und dann stelle ich fest, was für eine schöne kleine Stadt es ist, mit dem wunderbaren Platz Plaza de Armas im Zentrum, einer riesigen und schönen Kathedrale, viel Historie und toller Atmosphäre. Ich lerne wahnsinnig viel bei der City Tour, die auf einem Berg über Cusco startet und von Inka-Stätte zu Inka-Stätte führt und am Ende in der Kathedrale endet, wo es noch einmal um die Invasion der Spanier und den aufgedrängten Katholizismus geht. Es ist wirklich alles super interessant und ich merke, dass mein Gehirn sich anstrengen muss, da es Informations-Aufnahme in dem Maße nicht mehr gewohnt ist. Aber es ist toll.
Abends schlendere ich alleine durch die Stadt, alles ist durch Straßenlaternen in ein sanftes, gelbliches Licht getaucht und es ist einfach richtig richtig schön. Ich finde ein nettes Restaurant, bestelle ein typisches Gericht und komme so das erste Mal in meinem Leben dazu, Alpaka zu essen. Es ist ein ganz zartes Fleisch, das wie eine Mischung aus Lamm (aber lange nicht so intensiv) und Rind schmeckt. Dazu gibt es Quinoa und Gemüse und ich bin happy – aber auch echt müde. Ich trinke einen speziellen Peruanischen Minztee dazu, der auch gegen die Höhe helfen soll und denke mir: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Also kein Alkohol, viel Wasser und eben Minztee. Dann hieß es für mich aber schnell schlafen, denn am nächsten Morgen musste ich bereits frühfrühfrüh wieder los.
Um 6h klingelt der Wecker und ich nehme nur meinen kleinen Rucksack mit, denn im Zug nach Machu Picchu ist nur kleines Gepäck erlaubt (10kg war die Ansage, später erfahre ich, dass es nur 5kg sind) – und ich starte den Tag mit meeeega Kopfschmerzen! Mist, doch die Höhe. Urgh! Also gibt es gleich zum Frühstück Koka-Tee und Koka-Bonbons. Ja, es sind die Blätter der Koka-Pflanze, nein, es ist (noch) kein Kokain! Aber sie sollen gegen die Kopfschmerzen, die durch die Höhe ausgelöst werden, helfen. Als diese später am Tag nicht weggingen, hab ich es versucht: Wieder Koka-Blätter pur zu kauen. Aber der Geschmack rief 1:1 die Erfahrungen aus Bolivien (als es mir ab 4.400m so super schlecht ging) wieder hervor und es ging gar nicht – hab ich sofort wieder ausgespuckt. Bah! Aber ich habe NUR Kopfschmerzen und mir ist nicht übel oder sonstiges und von daher bin ich sehr beruhigt.
Los geht die Tour Richtung Machu Picchu! Der Vorteil des SoFrühStartens ist, dass wir an jeglichen InkaStätten auf dem Weg mit die Ersten und somit so gut wie alleine sind, was das Ganze mystisch macht irgendwie. Der Vorteil davon, in dieser Jahreszeit nach Peru zu reisen, ist, dass Nebensaison ist (AfterColumbusDay gibt es nicht…. ;)) und Regenzeit. Ersteres bedeutet, dass es zum einen super leer überall ist und zum anderen, dass sich keine Gruppe gebildet hat und ich somit meinen personal Fahrer und meine personal Guide habe! Zweiteres bedeutet, dass alles unglaublich grün und voller bunter wunderschöner Blumen ist! Klar, es regnet auch immer mal zwischendrin, aber hej, was sind schon die paar Tropfen für so ne echte Hamburger Deern!
Ich habe wahnsinnig viel gelernt über die Inka, ihr Wissen (zu Architektur, Astrologie, Landwirtschaft, etc.), ihre Bauweisen, ihre Intelligenz, über die Peruanische Historie, die spanische Invasion, Religion & Glauben, die Inka Religion „Natur“ und Bedeutung von Patchamama, der Mutter Erde, den Bergen und des Himmels. Ich habe gelernt, dass „Inka“ eigentlich nur der Begriff für den König ist, also wie in Ägypten für den Pharao. Das Volk wird nicht als „Inka“ bezeichnet, wie es weit verbreitet ist, sondern als „Quechua“. Für die Touristen nennen sie es aber weiterhin Inka, damit jeder weiß, was gemeint ist. Und ich habe wahnsinnig viel gesehen: Grün, grün, grün, ewig hohe Berge, tiefe Täler, bunte Blumen und: STEINE STEINE STEINE! Es war interessant, aber für dieses Leben bin ich durch mit Steinen. Und noch nicht mal am Machu Picchu angekommen…
Das Ende der heutigen Tour war das Dorf Ollantaytambo! Hier hatte ich 5 Stunden Zeit, bevor mein Zug abfuhr. Zeit zum lecker Quinoa-Salat essen, mich mit einer Deutschen zu unterhalten, die gerade von einem Haluzinations-Drogen-Irgendwas-Kurs aus dem Djungel zurück war, rumzulaufen, in der Sonne zu sitzen, den Markt zu durchstöbern (all diese Farben!!!!) und einen Latte zu genießen. Der Kaffee hier in Peru ist überall deutlich besser als in Kolumbien in den Hotels! Ach ja und ganz typisch ist es hier, Meerschweinchen zu essen. Gegrillt. Alpaka habe ich ja ausprobiert, aber Meerschweinchen… nee, sorry, das wäre mir zu viel. Ging nicht.
Und hier sind die endlich: All die Panflötenspieler. Als ich mit meiner Freundin Neitschi vor vier Jahren in Chile war, haben wir, warum auch immer, gedacht, dass die Chilenen aussehen, wie eben bei uns die Panflötenspieler in der Mönckebergstraße, die – wie ich finde – ganz schöne Musik machen und CDs verkaufen. Wir wurden enttäuscht und viele Chilenen sehen doch sehr europäisch aus. die Panflötenspieler sind eben auch einfach Peruaner und alle hier. Neitschi: Ich hab sie gefunden!
Und dann musste ich los zum Bahnhof in Ollantaytambo und abends um 19h fuhr er ab, der Zug in Richtung Machu Picchu…und ich hatte eine sehr nette Reisegruppe am Tisch aus New York!