Finde den Machu Picchu…

Um 4.50h klingelt mein Wecker (nein, ich gewöhne mich nicht an diese Uhrzeiten) und um 5h stiefel ich los – es ist stockfinster draußen, kalt und regnet. Ich hatte eigentlich geplant, zu Fuß zum Machu Picchu hochzuwandern, aber der Guide sagte mir am Abend vorher, als ich um 22h endlich ankam, dass man um 3.30h los müsse und es regnen solle und man im Nebel nicht viel sehen würde. Also nehme ich den Bus hoch. Der Busabfahr-Punkt ist schwer zu verpassen, denn es stehen Menschenmassen in einer Schlange im Dunkeln. Im Regen. Ich stelle mich also an und warte ca. 35 Minuten. Es nieselt aber nur und schüttet nicht und ich bin relativ guter Dinge. Noch.

30 Minuten Serpentinen im Bus überstehe ich unbeschadet (was mich jedes Mal zu inneren Jubelschreien verleitet) und oben angekommen am Eingang des Machu Picchu sieht man ein Meer an Regenponchos (liebe Gaby, für Dich wäre es hier ein Traum: PonchoLand sozusagen) gemischt mit ein paar Regenschirmen. Meine Aufgabe ist es nun, Eliot zu finden. Gestern Abend traf ich noch einen Guide mit dem Namen Darwin, der mir sagte, dass er nicht mein Guide für morgen sei, dafür aber Eliot, den ich problemlos vor dem Eingang finden würde. Er zeigte mir ein Foto, damit nichts schief geht. Und sonst solle ich einfach einen anderen Guide fragen, sie würden sich alle kennen und sich immer aushelfen. Eliot also. Eliot! Eliot? Kein Eliot in Sicht. Also frage ich einen Guide. Der kennt Eliot nicht. Läuft. Nächsten Guide gefragt, der kennt ihn, ist aber der Meinung, dass der heute gar keine Tour macht. Aha. Ruft ihn aber netterweise an. Ja, er würde demnächst hier sein. Gut, ich warte. Im Regen. Mit Poncho. Irgendwann kommt Eliot, sagt mir dann, dass ich nicht in seiner Gruppe wäre, sondern mit Jesus mitgehen würde. Ok. Jesus also. Durch den Eingang durch, wird die Gruppe von Jesus in zwei Gruppen geteilt und ich lande bei Marcelo. Marcelo hat irgendwann doch zu viele Leute und ich lande bei Carlos. Whatever – ich bin ja flexibel.

Los geht’s – die Führung ist inhaltlich leider nur sehr mittel und ich bin froh, dass ich in den zwei Tagen vorher so viel über die Inka gelernt hatte, denn sonst wäre es doch relativ dünn gewesen mit den Infos. Wir laufen ein wenig rum, aber ist so unglaublich neblig, dass man außer Ponchos nicht so viel sieht. Nach 2 Stunden Führung klart es ganz kurz auf, der Guide sagt, wenn wir jetzt die Chance nutzen, einmal kurz raus aus dem Gelände zu gehen, denn drinnen gibt es weder Toiletten noch darf man was Essen oder Trinken, dann könnten wir wieder reingehen und bis dahin wäre aus seiner Erfahrung auch der Nebel weg. Guter Plan. Ich treffe zwei junge deutsche Backpacker-Mädels, die sich darüber aufregen, dass der Kaffee hier oben 9 Soles kostet, das sind 2,25 Euro und verzichten darauf. Und in solchen Momenten bin ich dann eben doch froh, 40 zu sein, schon 13 Jahre gearbeitet zu haben und nicht wirklich darüber nachdenken zu müssen, ob ich mir für 2,25 Euro jetzt einen Kaffee kaufe oder nicht. Ich gehe also wieder rein, treffe immer wieder die Mädels und Jungs aus Israel aus meiner Carlos-Gruppe und wir gehen gemeinsam ein Stück hoch, um DEN MACHU PICCHU POSTKARTEN BLICK zu genießen. Oben angekommen, zieht es wieder zu. Tolle Erfahrung hatte Carlos, sehr wertvoll. Und Zuziehen heißt in diesem Fall Nebel. Weiße Wand. Auf diesem Foto besonders deutlich zu sehen, denn hinter mir liegt der Machu Picchu!

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Alle sind etwas ratlos, denn es regnet weiter, ist kalt und man weiß ja nicht, wie lange der Nebel da so vorhat, rum zu hängen. Weiter nach oben wandern macht auch gerade keinen Sinn, weil man einfach NICHTS sieht. Also warten. Schirm raus, hinsetzen und einfach mal Nichtstun. Interessanterweise sagten mir vorab so Viele, dass man am Machu Picchu so viel spürt, dass es so ein ganz besonderes Gefühl sei, dort zu sein. Ich sitze da also und spüre in mich hinein und muss ehrlich sagen, dass ich – obwohl ich für so etwas ja grundsätzlich relativ empfänglich bin – nichts Besonderes fühle. Aber ich sehe was, nämlich, dass der Nebel sich verzieht. Alle schnappen sich die Kameras, es wird geknipst, sich gegenseitig um Fotos gebeten und Selfies gemacht und dann ist das Fenster auch schon wieder zu und man sieht wieder nichts mehr. Irgendwie lustig. So geht es dann noch 2-3 mal und am Ende ist es sogar mal ein großes Fenster und man hat einen relativ guten Blick auf die gesamte Inka-Stadt.

Aber so ist das eben mit der Natur. Man kann Reisen planen, zu genauen Jahres- und Tageszeiten irgendwo sein wollen, um eine bestimmte Situation zu erleben und die Natur macht eben, was sie will. Ist ja auch gut so. Zumindest irgendwas, das wir nicht bestimmen können. Ich hatte es damals in Australien, als wir extra zum Uluru geflogen sind, um den einzigartigen Sonnenuntergang zu erleben – und dann war es bewölkt und es gab keinen Sonnenuntergang, den wir sehen konnten. Oder als ich zum Indian Summer auf die Hamptons gefahren bin und die Blätter noch gar nicht gelb und rot leuchteten, weil der Herbst genau in dem Jahr später begann.  Man plant und plant immer, aber man muss eben lernen, die Dinge zu akzeptieren, die man nicht ändern kann. „Life is not about waiting for the storm to pass…it’s about learning how to dance in the rain.“

Da es inzwischen aufgehört hatte, zu regnen, beschloss ich, zumindest zu Fuß wieder runter zu wandern, denn ich hatte noch genügend Zeit. Ich lernte einen netten Iren kennen und wir wanderten gemeinsam, redeten über Irland, Deutschland und unsere Südamerika-Erfahrungen und kamen irgendwann ziemlich kaputt, nass, verschwitzt und müde unten im Dorf Machu Picchu Pueblo wieder an.

Um 15h ging mein Zug zurück Richtung Ollantaytambo und Cusco. Und es ist wirklich wunderschön, mit dem Zug durch die bergreiche, unglaublich grüne Landschaft zu fahren, weil er so viele Fenster (auch nach oben hin) hat, dass man ganz toll rausgucken kann.

 

Normalerweise fährt der Zug bis Cusco. Aber nach 3 Stunden Zugfahrt, als wir in Ollantaytambo angekommen sind, erklärt uns der Zugbeamte, dass der Zug in der Regenzeit nicht bis Cusco fährt sondern wir aus Sicherheitsgründen mit dem Bus fahren. Weitere 3 Stunden. Bus. Sicherheit. Klingt erstmal nicht logisch für mich, aber gut. Alle Geschichten, die ich bisher gehört hatte, dass Busse in Peru gerne mal den Hang runter gerutscht sind, blende ich mal ganz schnell aus! Es ist inzwischen fast dunkel draußen, von daher sehe ich das Desaster ja nicht. Als ich in der Schlange stehe, um in den Bus zu kommen, kommt ein PeruRail-Mitarbeiter auf mich zu und fragt, ob es nicht bequemer für mich wäre, wenn er meinen Rucksack hinten in den Bus ins Gepäckfach legen würde. Äh, ja, klar, danke. Und dann denke ich: Wo ist das Gepäckfach? Wo ist mein Rucksack? Will er wirklich nur nett sein oder haut er gerade mit meinem Rucksack ab? Alle wichtigen Dinge wie Paß und Co habe ich natürlich bei mir, aber trotzdem. Ich frage die 3 Männer aus Paraguay, die ich im Zug kennengelernt habe und sie sagen, dass das hier alles schon safe ist. Ok. Beruhigt. Warum denk ich so schlecht von Menschen? Ist das wirklich meine eigene Erfahrung? Der Typ wollte einfach nur nett sein und sichergehen dass ich genug Platz im Bus hab ohne Rucksack auf dem Schoß. Man ej – daran kann ich echt mal arbeiten.

Ein Gedanke zu “Finde den Machu Picchu…

  1. Hallo das war ein ausführlicher Bericht über den Machu Picchu in der Regenzeit.
    Im März geht im Durchschnitt der Regen von Woche zu Woche zurück.
    Ich war schon im März, bzw. auch Januar und hatte Glück und im September Pech.
    Das Foto mit der Hinweistafel bzw. Karte des Machu Picchus zum selber hoch oder runter laufen ist für mich etwas klein von der Auflösung.
    Das mit den vielen Guide Weiterreichungen sollte eigentlich nicht sein,
    das liegt dann auch am Operatour vor Ort.
    Ist ja eigentlich Nebensaison, wie wird das dann in der Hauptaison im Juli. 😉
    Viele Grüße und noch einen schönen Südamerika Aufenthalt.

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