Nach Regen kommt immer wieder Sonnenschein

An meinem vorletzten Tag gehe ich noch einmal zu Macys, um mir die wunderschönen Fensterdekorationen anzugucken. Die Believe-Geschichte wird präsentiert und inszeniert und erzählt und alles bewegt sich und ist so wundervoll weihnachtlich. Da möchte man gleich noch einmal Kind sein. Und dann die Weihnachtsmusik und alle Menschen drum herum stehen inmitten des Trubels still und staunen.

Und plötzlich stehe ich da mitten in New York und mir laufen die Tränen runter. Ich denke an den Spruch „Erinnerung schießen in meinen Kopf, landen in meinem Herzen und kullern als Tränen über mein Gesicht“. Genauso geht es mir in dem Moment. Ich fühle mich unendlich alleine, verlassen von der ganzen Welt. Ich fühle mich, als wenn mich hier niemand vermissen wird und sich dort niemand auf mich freut. Bitte – niemand soll sich davon angegriffen fühlen, ich weiß, dass es nicht so ist. Hier nicht und auch dort nicht. Aber jeder kennt doch diese Momente, wenn man etwas fühlt, was vielleicht gar nicht der Realität entspricht. Und ich weiß auch, dass ich Regentage (und das war einer) nicht so gut kann. (Zum Glück lebe ich in Hamburg, da regnet es ja nich so oft). Und dann bin ich immer wieder froh, so gute Freunde zu haben. Ich glaube ja nicht an Zufälle und so sollte es wohl auch so sein, dass gerade in dem Moment eine Nachricht von meiner lieben Freundin Vivi eintrifft, wie es mir denn so geht. Eine halbe Stunde Nachrichten-Austausch und es geht mir schon viel besser. Danke Vivi, dass Du immer da bist!

Am nächsten Tag sieht die Welt schon wieder viel besser aus. Und (oder weil?) die Sonne scheint. Ich fahre morgens spontan nach Newport in Jersey City und treffe mich mit Mascha. Mascha und ich haben vor Jahren zusammen Handball gespielt und sie ist vor 6 Jahren als AuPair nach Amerika gegangen und hier geblieben. Es war schön, sie zu sehen und ein wenig Zeit zu haben, zum Quatschen und der Blick vom westlichen Ufer auf Manhattan ist auch wunderschön. Die normale Subway fährt dort nicht rüber, also nehme ich den PATH-Train, wieder eine neue Erfahrung.

Danach fahre ich in die Upper East Side, um dort etwas rumzubummeln. Ich kaufe noch eine letzte Kleinigkeit bei Gap und überlege mir, was etwas ganz Besonderes sein könnte für diesen letzten Tag hier. Ins Ritz Carlton zu gehen und einen Tee zu trinken. Au ja. Aber lassen die mich da rein mit meiner Gap-Tüte in der Hand? Ich laufe am Louboutin-Geschäft vorbei und gehe spontan rein, frage mal ganz frech, ob ich einfach so eine Tüte bekommen könne und zack, liegt die Gap-Tasche in der Louboutin-Tasche und das Carrie Bradshaw-Feeling ist nicht mehr weit weg, als ich die Madison Avenue runter laufe.

Zunächst schlendere ich noch durch den Central Park in aller Ruhe, genieße die Kälte (es sind nur noch 5 Grad) und die Sonne, besuche Alice im Wunderland und Hans Christian Andersen, entdecken des Boathouse und bin ganz gerührt davon, wie schöne Weihnachtmusik irgendwo her klingt. Da sitzt ein Mann unter einem beliebigen kleinen Tunnel mitten im Central Park und spielt diese Musik und es hallt durch die Umgebung. Ich gehe runter, nur um ihm Geld zu geben und ihm zu sagen, wie wundervoll berührend und schön seine Musik klingt. Er ist sehr dankbar. Ein schöner Moment.

Und dann gehe ich ganz selbstbewußt ins Ritz Carlton, guten Tag, einen Platz bitte, ja, ich bin alleine, einen Tee und ein Birnen-Crumble hätte ich gerne. Und halt – ein Glas Rosé Champagner. Ich habe schließlich den ersten Teil meiner großen Reise hinter mir. Die ersten 2,5 Monate Sabbatical. Wie viele schöne Momente hatte ich. Und auch ein paar nicht so schöne. Gerade gestern wieder. Aber es war insgesamt einfach nur toll. Und genau die richtige Entscheidung. Ich bin stolz auf mich, I can do this. Ein wahnsinnig gutes Gefühl. Und nun sitze ich da ganz bewußt in dem Sessel, gucke auf den Tannenbaum und den geschmückten Saal und genieße die Atmosphäre. Ich werde wahnsinnig nett bedient, frage am Ende, ob ich von der Tannenbaum-Dekoration die Schlittschuhe kaufen könne, weil sie mich so an mein Erlebnis hier in New York erinnern und ich bekomme sie vom Manager persönlich geschenkt. Ob das mit Gap-Tüte auch passiert wäre? Keine Ahnung, aber ich freue mich sehr und diese kleinen Schlittschuhe bedeuten mir gerade sehr sehr viel.

Am Abend gehe ich mit Heidi, der Cousine meines Ex-Freundes essen und wir haben einen super netten Abend, lachen viel und essen sehr lecker. Es war so schön, sie nach so vielen Jahren mal wieder zu sehen.

heidi

Ich gehe nicht direkt zur Subway-Station sondern gehe den Umweg, um noch ein letztes Mal den Baum zu sehen. Menschen machen Fotos, laufen Schlittschuh und sind entzückt – so wie ich auch noch ein letztes Mal. Mein letztes New York Foto soll vom x-mas Tree sein. Ist es. Danke New York. Für so viele wundervolle Momente. Du bist großartig!

tree

Und nun ist mein letzter  Morgen hier gekommen. Eben habe ich meinen Koffer zu Ende gepackt. Und will mir noch einen letzten Kaffee im Van Leeuwen Café (bester Kaffee! 48.5 E 7th Street) holen, ich komme rein, der Typ guckt mich an und fragt: „Latte?“ Ich: Ja und lächele. Er: „one or two?“ Ich erkläre ihm, dass ich heute abreise, er dachte, ich würde hier wohnen und sagt, ich solle schnell wieder kommen für viele weitere Kaffees. Was für ein schönes Gefühl, dass Leute mich erkennen, wenn ich in den Coffee-Shop komme und schon wissen, was ich bestellen möchte. Hat ein wenig was von Alltag und Zuhause. Nun sitze ich mit Grant, meinem airbnb-Host am Esszimmertisch, er arbeitet, ich schreibe diese Zeilen und ich bin traurig, abzufahren. Aber ich freue mich auf sehr auf Zuhause. Auf Weihnachten, die Weihnachtsdeko überall in Hamburg, Weihnachtsmärkte, meine Wohnung und am meisten natürlich auf meine Familie und Freunde.

Danke an Euch alle, die Ihr mitgereist seid in Gedanken, für Eure Nachrichten und Kommentare, für Euer Mutmachen und Eure Tipps, Ihr ward immer mit dabei und doch war es gut, so lange alleine unterwegs zu sein. Ich habe fast 30 Leute wiedergetroffen unterwegs, davon 6 meiner engsten Freunde. Die letzten 4 Wochen waren wie mehrere wundervolle Urlaube. Die ersten 5,5 Wochen waren wie eine Reise. Zu mir selbst. Auch wenn das gar nicht mein Ziel war. Aber es tat gut. Und war eine perfekte Mischung.

Und nun heißt es für mich: Flying home for Christmas. Ich freue mich auf Euch!

Zum Abschlug noch ein paar Weihnachtsimpressionen aus der Stadt, die niemals schläft, wie ich jetzt selbst bestätigen kann.

 

4 Gedanken zu “Nach Regen kommt immer wieder Sonnenschein

  1. Liebe Jule, ich freue mich sehr auf Dich und sende Dir eine feste Umarmung!!!
    Danke, dass wir bei Deiner Reise so nah dabei sein durften.
    Baci, Deine Noni

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  2. Wow….es ist einfach nur toll zu lesen, wie du für Zeit verbracht hast.
    Ich war quasi mit dabei und habe auch den ein anderen Moment wieder vor Augen gehabt.

    Dir jetzt eine tolle Heimreise….genieße die Weihnachtstag in good old Hamburg.

    Bin schon gespannt, wohin es dich noch so verschlägt 😊

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