Das Wochenende in Buffalo besteht zum größten Teil aus Food-Tourismus. Als ich Dan frage, was wir unternehmen und was man denn alles so sehen müsse, in Buffalo, antwortet er: Nicht viel, aber er hätte eine ganze Liste vorbereitet an typischem Essen, das ich probieren muss. Ok und los, dafür bin ich ja (leider) immer zu haben. Wir schlafen Samstags aus und fahren mit Donna (Dans Mutter) zum späten Frühstück zu Peg´s Diner – alle Essen Eier mit Speck und Sandwiches, was nicht so meins ist zum Frühstück. Ich bestelle Oatmeal, also gekochte Haferflocken und will dazu die auf der Speisekarte angegebenen Blaubeeren bestellen, die sich als Blaubeerkompott herausstellen, nein, frisches Obst hätten sie nicht. Klar, ist ja auch ein Diner. Es schmeckt aber trotzdem und da es im Diner natürlich keinen Tina-Eppendorfer-Schicksen-Latte-Macchiato gibt, starte ich den Tag mit Tee. Immer mal was Neues.
Im Anschluß machen wir einen kurzen Abstecher zum Strand (Woodlawn Beach) am Erie-See. Na, wem kommt der Erie-See bekannt vor? Theodor Fontane schrieb das Gedicht „John Maynard“ nach einer wahren Geschichte von 1841 über eine Schiffsfahrt von Detroit nach Buffalo über den Erie-See – bei der das Passagierschiff Feuer fängt, der Steuermann John Maynard auf seinem Posten bleibt und somit viele rettet, aber selber leider stirbt.
Nicht nur beim Parkplatz am Strand sondern überall könnte ich Fotos mit „Hamburg“ machen – denn lustigerweise wohnen Dans Eltern in „Hamburg im Staat New York“. Zufälle gibt es nicht im Leben, sage ich ja immer. Dans Eltern wohnen nicht nur in Hamburg sondern quasi in einer Kirche. Naja, nicht ganz, aber man kann von ihrem Haus durch den Keller in die Kirche gehen, denn Dans Vater (Gary) ist Pfarrer. Von außen sieht es zumindest aus wie ein Gebäude. Hat das jetzt was mit den Zufällen zu tun? Äh, nein.
Wir holen Gary von Zuhause ab und fahren zur Waterfront, gehen mit einem tollen Blick auf die Buffalo Downtown Skyline ein bisschen spazieren und es ist wirklich kalt. Wir fahren Downtown ein wenig rum und ich finde es schöner als erwartet. Dan hat immer gesagt, dass es nicht schön sei und es nicht viel zu sehen gäbe und behauptet nun, ich sei die erste Person, die nicht aus Buffalo stamme und es schön fände. Schön ist vielleicht übertrieben und ich bin auch ziemlich sicher, dass ich nicht meine nächsten Urlaube hier verbringen würde – vor allem natürlich, weil ich wirklich ungern erschossen werden würde – aber die Stadt hat viele schöne alte Gebäude und irgendwie mag ich diese leerstehenden, teilweise ausgebrannten Fabriken überall. Das ist so „disruptive“ und wäre ideal für Mode-Shootings oder so. Natürlich ist es für die Wirtschaft und die Arbeitslosensituation nicht so ideal, dass all diese Stahl- & Auto-Fabriken und Getreide-Silos nicht mehr aktiv sind. Ford & Chevrolet sind immer noch große Arbeitgeber hier mit Produktionswerken und General Mills mit Cereal-Produktion.
Wir machen Pause bei „Spot Coffee“, einer Buffalo Coffee Shop Kette und ich bin begeistert vom Kaffee, vor allem nachdem mein Tag mit Tee starten musste. Vorbei geht es am Art Deco Rathaus und unser Weg führt uns ins nächste Restaurant, natürlich. Bar Bill ist unser Ziel, wo wir Dans Freund „Wood“ (Shawn Woodward) mit seiner Frau Jill treffen – auch ihn kenne ich noch von der Hochzeit und es ist schön, so viele Leute wieder zu treffen. Wir warten original fast 2 Stunden auf einen Tisch, trinken Pumpkin Ale (ich bin ja kein Biertrinker, aber Pumpkin Ale hat mein Herz erobert) und dann geht es endlich los: Es gibt „beef on weck“, also wahnsinnsinnig viel Roastbeef auf einer guten alten Wecke – daher das Wort. Man isst dies mit Meerrettich und es ist wirklich lecker, auch wenn ich selbst von der kleinsten von 3 bestellbaren Größen nur die Hälfte schaffe. Die Portionen sind ja grundsätzlich darauf ausgerichtet, dass man nicht alles schafft, sich den Rest einpacken lässt und dann morgen noch was davon hat. Glaube ich zumindest. Wobei ich in den 2h Wartezeit überrascht davon bin, wieviel einige Leute essen können, Wahnsinn. Natürlich bestellen wir auch „Buffalo Chicken Wings“, auch wenn sie mir eindeutig zu scharf sind, musste ich sie natürlich einmal probieren. Voll gefuttert und mit ein paar Bierchen im Bauch fallen wir Zuhause nur noch müde ins Bett und machen sonst nichts mehr.
Am nächsten Morgen müssen wir früh aufstehen, denn wir wollen uns mit Max (Dans Trauzeugen) und Jen (Spitzname „Garage“) und deren kleiner Tochter Brooklyne treffen und die sind in den Norden von Buffalo gezogen, so dass wir Fahrzeit einplanen müssen. Wir treffen uns im coolen „New York Beer Project“ (www.nybeerproject.com) zum Frühstück und heute gibt es auch für mich Eier in Form von Omelett – sehr lecker. Danach gucken wir noch das neue Haus von Max und Jen an, das sie gerade gebaut haben. Es hat 400qm inkl. ausgebautem Keller, was ich riesig finde, sie meinte aber, dass alle ihre Freunde sie schon ausgelacht hätten, weil sie so ein kleines Haus gebaut hätten. Tja, die Dimensionen sind eindeutig unterschiedlich in den USA und Europa und dann noch in ländlichen Gegenden versus Stadt natürlich.
Dann geht es für uns drei auch schon wieder zum Flughafen, ich trinke eine letzten Tim Hortons Kaffee und dann fliegen wir nach Atlanta. Der Flug ist wohl ziemlich unruhig, aber ich bin so müde, dass ich die Turbulenzen verschlafe – gut so.
Und am Ende wurden wir nicht erschossen – das werte ich mal als großen Erfolg!