Mein Busticket gilt 2 Tage, also schmeiße ich mich nach 12h Schlaf wieder ins Geschehen. Ich will natürlich nicht wieder so frieren wie am Tag zuvor, ziehe also noch mehr an. Leggings unter die Jeans, noch ein Longsleeve unter den Wollpulli, usw. – komme raus und es sind 10 Grad. Es kommt mir eine Frau im T-shirt entgegen und ich stehe da mit Mütze und Wollschal. Hahaha. Also wieder hoch, zumindest der Schal kann im Hotel bleiben.
Ich sitze wieder oben im Bus und mache die gleiche Tour, dieses mal aber mit anderen Zielen, an denen ich aussteigen will. Yorkville, das teure Einkaufsviertel ist meins. Nicht zum Shoppen, aber um da mal rumzulaufen. Es sah einfach so nett aus und hatte so süße Straßen und schöne Gebäude und so viele Gallerien. Mir gefällt so etwas ja einfach sehr. Ich laufe da also ganz happy durch die Gegend, fotografiere hier und da und plötzlich ruft mir ein Bauarbeiter zu, der gerade Pause in einer Auffahrt macht. Er ruft aber ganz nett und nicht so bauerbeiter-mäßig – ganz ohne Vorurteile hahaha, ich weiß…. nein, aber im Ernst: Es war nicht so eine doofe Hinterherpfeiff-Anmache sondern nett. Er fragt mich, ob ich zu Besuch hier wäre und Fotos mache. Und erzählt mir dann, dass um die Ecke herum, einmal um die Baustelle rum, ein Motiv ist, das ganz oft fotografiert wird, wo auch viele Werbeaufnahmen gemacht werden, etc., weil da einfach gaaaaanz viele Sicherheitskameras an einem Haus aufgehängt sind. Wie nett ist das denn bitte von ihm. Ich freu mich und laufe gleich los und es sieht wirklich ganz cool aus. Bisschen bekloppt, aber hat was. Was da in dem Haus drin war, hab ich nicht herausgefunden, ich glaube eine Agentur oder so.
Ich stehe wieder an der Stelle, wo mich der Bus abgesetzt hat und muss dieses Mal nicht lange warten. Heute ist alles besser irgendwie. Ich fahre weiter die Tour ab, die ich ja vom Vortag schon kenne und sitze einfach mal auf der anderen Seite im Bus. Perspektivenwechsel. Man sieht doch noch mal andere Dinge – das ist ja so, wie wenn man einen Film zum zweiten Mal sieht. Caroline schreibt mir, ob wir noch einen Abschluß-Kaffee trinken wollen, bevor sie zum Flughafen düst. Gern, aber ich bin gerade auf der anderen Seite der Stadt. Und dann merke ich, dass ich doch auch ganz gerne alleine unterwegs bin, so ohne Kompromisse machen zu müssen, ohne mich nach jemand anderem richten zu müssen. Ich habe das schon sehr zu schätzen gelernt hier unterwegs, so ganz flexibel zu sein und wirklich nur das zu tun, was ICH will. Herrlich ist das. Es stresst mich für einen kurzen Moment, dass ich nun überlebe, ob ich meine Pläne ändere und wie wichtig mir der Kaffee mit ihr ist. Aber dann fügt sich irgendwie alles und ich steige wie geplant im Distillery District aus und treffe mich einfach dort mit ihr. Perfekt. Die alte Destillerie ist wunderschön, aus rotem Backstein, es sind alte Lagerhallen gewesen und es wurde Wiskey hier gebraut. Heute ist es ein großer Platz mit Hallen drum herum mit kleinen Vintage-Läden und netten Cafés und sie bauen gerade einen Deutschen Weihnachtsmarkt auf, sogar der Tannenbaum steht schon, ist aber noch nicht geschmückt. Hach, so etwas liebe ich ja, ich bin verzückt und im Glück. Aus dem Abschluß-Kaffee wird eine Abschluß-Kürbissuppe und dann heißt es adieu sagen. Aber wir sehen uns sicherlich mal wieder, so weit ist es ja nicht, Caroline wohnt an der Grenze zu Deutschland, da unten bei Mühlhausen.
Ich genieße alleine weiterhin die schöne Atmosphäre dort im Distrillery District und gehe dann zu Fuß noch zum St. Laurens Market, einer großen Markthalle, wo es nicht nur lustige Werbung sondern u.a. auch in Deutschland produzierte und bedruckte Servietten gibt – was alles so typisch im Ausland ist… interessant. Das Flatiron-Building ist auch nicht weit entfernt und so bekomme ich auch das noch live zu sehen.
Auf dem Nach-Hause-Weg hole ich mir ein dinner to go bei – natürlich – Sud Forno und gegenüber im Kiosk noch Wasser. Dann sehe ich einen Billigklamotten-Laden, der ernsthaft solche herrlichen Bridget Jones-Weihnachtspullover und weitere solcher Klamotten verkauft. Hätte ich etwas Platz, hätte ich mir irgend so etwas mitgenommen. Wie herrlich – fürs Weihnachtsessen oder so.
Obwohl es noch etwas hin ist, bin ich schon langsam ziemlich in Weihnachtsstimmung und habe auch meine Momente, in denen ich mich total auf Zuhause freue – auf meine Freunde und meine Family!!! Ach, das wird schön, wenn ich Euch alle mal wieder drücken kann!
Auf dem Rückweg höre ich plötzlich nur ein *flutsch* und merke, dass die Tüte in meiner Hand ganz leicht ist – um mich herum kullert alles Mögliche den Bürgersteig entlang und während ich erst realisiere, dass es mein Dinner, meine Wasserflasche, etc. ist, helfen mir schon ganz viele Leute, alles aufzusammeln. Da ist mal schön die Papiertüte vom Sud Forno durchgesubscht…. na super. Ich war froh, als ich heil im Hotel angekommen war. Und da hieß es auch schon wieder: packen – denn am nächsten Tag ging es von Kanada wieder zurück in die USA.