Boston, das war´s nicht so…

Boston – ich bin bereits das vierte mal hier und fand die Stadt immer ganz besonders schön. Deshalb habe ich es auch eingebaut in meine Reise hier, weil ich einfach immer gerne in Boston war. Ich liebe die Backstein-Gebäude, die Historie, den Freedom-Trail-Rundgang, anhand dessen man durch die Unabhängigkeits-Geschichte der USA geführt wird und überhaupt die Atmosphäre. Und ich hatte auch viele schöne Erlebnisse hier. Bin morgens auf dem Navy Yard am Pier gejoggt, bin durch Little Italy gelaufen (und hab viel an Dich gedacht liebe Noni und beschlossen, dass ich Dich unbedingt nächstes Jahr wieder in Mailand besuchen muss!), saß in der Sonne im Boston Common, dem Stadtparkt hier und hab natürlich bei der Entenfamilie vorbeigeschaut, hab in meinem LieblingsBagelLaden „Brueggers´s“ gesessen, Pumpkin-Bagel mit Pumpkin-CreamCheese (ich meine, geht das zu toppen??) gegessen und mit Stadtplan meinen Tag geplant, als mich eine nette Dame ansprach, sie hätte eine 7-Tages-Karte für die sogenannte „T“, die U-Bahn hier und würde schon wieder abreisen, ob sie mir die Karte schenken dürfe. Wie unglaublich nett! Ich wollte ihr zumindest einen Kaffee ausgeben, aber sie sagte, sie freue sich schon, wenn ich mich freue. Und das tat ich natürlich!

Ich bin den Freedom-Trail entlang gelaufen, habe die gelben LaubBäume leuchten gesehen, bin durch die Newburry Street geschlendert bis hoch zum Prudential Center und fand es beim Quincy Market und der Faneuil Hall ganz toll, dass dort Spiele, wie Tischtennis-Schläger und Brettspiele, aber auch Malsachen, etc. frei zur Verfügung stehen und auch wirklich genutzt werden. Das müssten wir in Deutschland auch mal starten. Einfach so an öffentlichen Plätzen.

Dann habe ich wieder einmal eine Träne vergossen beim Holocaust Memorial. Es ist neben dem in Washington DC das bewegendste Memorial für diese schreckliche Nazi-Zeit, die ich kenne. Berührt mich immer wieder sehr.

Ich bin dann weiter gegangen, dabei erst auf einen Acapella-Wettbewerb und dann auf eine wirklich tolle StraßenEntertainment-Group gestossen, die mich eine Stunde lang mega unterhalten haben, ich habe einen Abend sogar einen netten Laden bei meinem Hotel um die Ecke gefunden (Blackmoor Bar & Kitchen, 1 Chelsea Street, Charlestown, http://www.blackmoorbar.com), bei dem es Tina´s Nachos gab. Die waren zwar nur so mittelmäßig lecker, aber damit wären wir beim nächsten Thema: Abend uns Essen. Ich war einen Abend im Hard Rock Café. Ja, ich bin die Einzige auf der Welt – neben meinem Bruder – die das Hard Rock Café inkl. des Essens einfach liebt. Und damit kommen wir zum Drama. Ich war nämlich wirklich satt, habe einen Cider an der Bar getrunken und mir überlegt, nur so eine Kleinigkeit zu essen. Nun sind Kleinigkeiten im Hard Rock Café normalerweise ja 1kg fritierte Zwiebelringe oder so. Ich wollte aber wirklich was Kleines und fragte, ob ich eine Beilage auch nur so bestellen kann, ja das ginge, dann einmal frisches gebratenes Gemüse bitte, danke, bitte gerne. Und was kommt? Grüne Bohnen. Einfach so. Ohne was dazu. Ich frage nach, sie: „Wir hatten auch mal Brokkoli, aber der wurde dann zu teuer!“ – ach so. Na dann. Wie soll ich das meinem Bruder erklären: Ich sitze ernsthaft im Hard Rock Café und esse grüne Bohnen!!! Die konnte ich nicht mal fotografieren…

Will also alles in allem sagen, ich hatte insgesamt viele schöne Momente in Boston.

Aber ich muss leider zugeben, dass sich Boston total verändert hat aus meiner Sicht. Es ist super dreckig geworden, überall liegt Müll rum und es sind wahnsinnig viele Obdachlose in allen (!) Gegenden. Was es, wenn man als Frau alleine unterwegs ist, einfach deutlich weniger angenehm macht, wenn man ständig von betrunkenen vermeintlich Obdachlosen bepöbelt wird und in jedem Hauseingang vermuten muss, dass dort wieder einer liegt und einen blöde anmacht. Das war echt unangenehm und hat sich wirklich über jedes Stadtviertel (und ich bin nicht nur den Touri-Freedom-Trail-Weg gelaufen sondern bewusst auch durch die Wohnviertel geschlendert, weil ich die die letzten Male so schön fand, gerade auch zur Halloween-Zeit mit so viel schöner Deko in den Hauseingängen und so – das gab es dieses Mal nur ganz wenig). Schade. Auch in der „T“ wurde ich total angemacht und von einem betrunkenen Farbigen als „white slut“ beschimpft. Nicht schön. Bin dann ausgestiegen und einen Wagen weitergegangen, wie viele andere auch, weil er viele beschimpft hat. Voll schade. Ich hatte in Boston mehr ängstliche Momente als in New York, dass muss ich mal ehrlich sagen. Und das hätte ich überhaupt nicht erwartet. Dazu kam, dass ich auf der anderen Seite der Brücke in Charlestown auf dem Navy Yard gewohnt habe – wo tagsüber viel los ist, weil hier die USS Constitution liegt und es Teil des Freedom Trails ist, aber abends natürlich eher wenig Besucher dort sind, also genau genommen keine. Und auch die Navy- und Army-Soldaten (ich weiß gar nicht, heißen die dann beide Soldaten? Ich hab ja davon leider überhaupt keine Ahnung) sind dann nicht mehr draußen unterwegs. Und dann überlegte ich also jeden Abend, ob ich mir ein Taxi gönne (Sicherheit, Bequemlichkeit, etc.) oder die 20$ spare und mit dem der U-Bahn fahre (die umsonst war, weil ich ja das Ticket geschenkt bekommen hatte) – was ich dann meistens gemacht habe, nur musste ich über die Brücke das letzte Stück laufen und bis zum Navy Yard und darüber. Ob es realistisch gefährlich ist, keine Ahnung, aber wohlgefühlt habe ich mich nicht immer. Habe mal pauschal meine (naja, Vivis, weil ich mein ausversehen ins Handgepäck gesteckt hatte und sie somit nicht hätte mitnehmen können in Hamburg am Flughafen – zum Glück hatte meine Freundin Vivi eine am Flughafen dabei, die zum klappen war) Ausklapp-Nagelfeile offen in der Hand gehabt, dass ich hätte jederzeit zustechen können. Wahrscheinlich hätte ich mich eher selbst damit verletzt, aber irgendwie fühlte ich mich so etwas sicherer. Und dann hab ich auch beim Laufen immer ganz laut am Telefon mit meinem vermeintlichen Freund gesprochen und klar gemacht, dass er ja schon im Hotel ist und auf mich wartet und ich in ca. 5 Minuten da wäre. So, soll der vermeintliche Überfaller doch wissen, dass jemand auf mich wartet und mich vermisst, wenn ich nicht ankomme und dann den Weg lang geht, um mich zu suchen und ihn – weil er dann natürlich auch noch da ist – haut oder so. Ach keine Ahnung. Sinn macht es nicht, das weiß ich – aber wenn es ein besseres Gefühl vermittelt. Why not? 😉 Fazit zu Boston: Nach wie vor sehr schöne Ecken und viele nette Menschen, aber mein Bauchgefühl sagt: Hier muss ich erst mal nicht wieder hin – das muss ich leider mal so sagen.

 

 

 

Ein Gedanke zu “Boston, das war´s nicht so…

  1. Jule, wie soll ich denn jetzt weiterlesen? Ist alles ploetzlich so verschwommen…. 😉 Ich bin geruehrt, und freue mich auf Deinen Besuch!!!
    Dein Noni

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